Schicker Neubeginn: Citroën DS3 in der Praxis

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Paris, 2. Februar 2010 – Vermutlich hat es nicht nur außerhalb der Firma Citroën Diskussionen gegeben, ob man sich einen Gefallen damit tut, das legendäre DS-Label wieder aufleben zu lassen. Zur Erinnerung: DS sprach sich wie Déesse (die Göttin) – ein gelungenes Kürzel für eines der schönsten Autos der Geschichte, ob Absicht oder nicht. Hinzu kam, dass die DS seinerzeit technologisch ein Trendsetter war: Hydropneumatik, mitlenkende Scheinwerfer oder ganz neue Ideen der Innenraumgestaltung waren Merkmale, mit denen Citroën sich an die Spitze setzte. Davon abgesehen war das Außen-Design beim Erscheinen 1955 ein schon fast unverschämter Bruch mit damaligen Vorstellungen.

Rolle vorwärts

Viel übrig geblieben ist davon nicht, das Unternehmen konnte in den letzten zwanzig Jahren fast nur noch mit günstigen Preisen punkten, zum Verdruss der Fans. Jetzt kommen die DS-Modelle also wieder. Und diesmal geht Citroën in die Vollen, will bei Qualität und Originalität wieder an der Spitze mitmischen. Dass die Wiederbelebung von Klassikern durchaus erfolgreich sein kann, hat nicht nur BMW mit dem Mini, sondern auch Fiat mit dem 500 gezeigt.

Mit einem entscheidenden Unterschied: Ein Retro-Auto soll der neue DS überhaupt nicht sein, eher das Gegenteil – der Name erinnert zwar an die Vergangenheit, daran anknüpfen will man aber im neuen und großen Stil. Der DS3 ist der erste einer Anzahl von eigenständigen DS-Modellen, die jeweils die Krönung einer Baureihe sein sollen. So folgen der DS4 im Frühjahr 2011, der DS5 Ende 2011. Wenn Citroën den neuen hohen Anspruch mit ihnen einlösen kann, dürfen sie ruhig auch diesen stolzen Namen tragen. Wir haben den DS3 mit dem 156 PS starkem 1,6-Liter-Turbomotor gefahren.

Plattform vom C3

Unter dem wohlgeformten Blech des DS3 steckt ein C3, der allerdings technisch und vor allem optisch kräftig modifiziert wurde. Der sportlich wirkende 3,95-Meter-Flitzer kommt nur als Dreitürer. Auffällige, schräg angeordnete LED-Tagfahrleuchten gleißen an der Front und lassen das Gesicht der DS unverwechselbar erscheinen. Am auffälligsten ist das scheinbar schwebende Dach des neuen Citroën. Dank eines optischen Kunstgriffes scheint es in der Mitte zu schweben: Der untere Teil der B-Säule wirkt fast wie eine Haifischflosse, weil der Bereich darüber schwarz lackiert ist und so optisch mit der hinteren Seitenscheibe verschmilzt. Das Hinterteil wirkt ausgesprochen harmonisch, das verdient Beifall. Auch hier unterscheidet sich der DS3 deutlich vom C3: Die Kanten der Heckleuchten laufen in die Kotflügel. Auffällig ist – sowohl vorn als auch am Heck – ein eigenes DS-Logo.

Schicker Neubeginn: Citroën DS3 in der Praxis

Farben-Potpourri

Wie bei Mini und Fiat 500 gibt es eine bunte Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten für den DS3. So können elf Karosseriefarben mit bis zu fünf Dachfarben kombiniert werden. Zudem sind vier verschiedene Dachaufkleber wie Zebrastreifen oder Punkte bestellbar. Später soll dieses Angebot sogar noch ausgebaut werden.

285 Liter großer Kofferraum

Hinter der Klappe am Heck verbirgt sich ein 285 Liter großer Stauraum. Das klingt nach nicht viel, aber ein Mini hat beispielsweise nur 160 Liter, der Fiat 500 bietet 185 Liter. Die recht hohe Ladekante des DS erschwert das Einladen klobiger Gegenstände, dieses Problem haben andere Modeautos allerdings auch. Der Kofferraum lässt sich durch einfaches Klappen der Rücklehnen erweitern, der Rückbau ist ebenfalls einfach möglich. Man muss aber darauf achten, die Gurte nicht einzuklemmen.

Knapper Fond

Im Fond können, anders als beim Mini, drei Leute mitfahren. Allerdings werden zumindest Erwachsene dieses Vergnügen selten in Anspruch nehmen wollen. Es geht ziemlich eng zu, besonders die Kopffreiheit lässt für einen Einmeterachtzig-Menschen zu wünschen übrig. Dafür können wir uns auf den Vordersitzen wohlig räkeln, hier finden wir genügend Raum. Die lederbezogenen Sportsitze (ab 900 Euro) bieten genügend Seitenhalt, nur die Oberschenkelauflage ist ein wenig kurz geraten. Unser Testwagen hatte ein Armaturenbrett in weißem Klavierlack, der mit dem ebenfalls hochglänzenden schwarzen Lack an der Mittelkonsole kontrastiert. Das wirkt edel, hochwertig und fühlt sich gut an, fordert allerdings auch eine pflegliche Behandlung. Der Innenraum lässt sich ebenfalls nach Geschmack einrichten: Insgesamt stehen acht Dekore zur Wahl.

Schicker Neubeginn: Citroën DS3 in der Praxis

Lederlenkrad und Alupedale

Das serienmäßige Lederlenkrad mit DS-Label ist unten abgeflacht und liegt gut in der Hand. Die Alupedalerie leistet ebenso ihren Beitrag zu einem sportlichen Ambiente wie alufarbene Applikationen am Lenkrad und an der Mittelkonsole. Der Tacho in der Mitte wurde mit dem Kühlwasserthermometer kombiniert. Das ergibt eine originelle Besonderheit, die erst bei höheren Geschwindigkeiten sichtbar wird: Die Zeiger beider Instrumente lassen das Ensemble wie eine Zeituhr wirken.

Viele Funktionen, viele Tasten

Die Bedienung der vielfältigen Fahrzeugfunktionen wirkt zunächst etwas unübersichtlich. An der Lenksäule sind vier Multifunktionshebel angeordnet: Neben jenen für Scheibenwischer und Licht finden sich hier auch die Tasten für den Tempomaten und die Fernbedienung des Radios. Auch in der Mittelkonsole gibt es viele Knöpfe, die Bedienung von Radio und Navi ist etwas gewöhnungsbedürftig. Auch würden wir uns ein Drehrad als Volumenregler wünschen.

Sportstudio

Um aus dem C3 den DS3 zu machen, wurde die Technik feingeschliffen und vor allem das Fahrwerk ins Sportstudio geschickt. Das Ergebnis ist offensichtlich und hebt sich von der weichen Federung mancher Citroën-Modelle deutlich ab: Die neu abgestimmte Lenkung arbeitet zwar leichtgängig aber dennoch schön direkt. Härtere Federn und Dämpfer sowie Modifikationen an den Radaufhängungen schaffen einen straffen Unterbau. Allerdings haben die Techniker sehr weit an der Sport-Schraube gedreht: Bei unseren ersten Fahrten in und um Paris zeigte der DS3 recht deutlich die örtlichen Winterschäden im Asphalt auf. Wer jedoch Wert auf hohe Kurvengeschwindigkeiten und eine stabile Straßenlage legt, wird sich mit dem Auto schnell anfreunden – angesichts der strammen Leistung erscheint die Abstimmung angemessen.

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156-PS-Turbobenziner

Denn unsere erste Ausfahrt haben wir mit dem Topmotor unternommen, einem 156 PS starken Turbo-Benziner. Die 1,6-Liter-Maschine entstammt der Kooperation von PSA Peugeot Citroën mit der BMW Group und kommt dort mit 175 PS im Mini Cooper S zum Einsatz. Ansonsten gibt es als Benziner einen 1,4-Liter mit 95 PS sowie einen 120 PS starken 1,6-Liter-Sauger. Als Dieselantriebe werden zwei 1,6-Liter-Motoren mit 122 und 150 PS angeboten, darunter eine 99-g/km-Variante mit speziell abgestimmtem Fünfgang-Schaltgetriebe und Leichtlaufreifen.

Druck aus dem Keller

Der starke Turbomotor ist eine feine Motorisierung für den DS3. Der Wagen erklimmt zügig die Drehzahl-Leiter und macht bei Zwischenspurts richtig Dampf. Das maximale Drehmoment von 240 Nm liegt in einem breiten Band zwischen 1400 und 4000 Touren an. Das liest sich auch im Datenblatt gut: 8,1 Sekunden vergehen beim Sprint auf Tempo 100, die Spitze ist bei 214 km/h erreicht. Dazu passt hervorragend die knackige Sechsgang-Schaltung, die sich auf kurzen Wegen bedienen lässt. Eine solche Box ist den beiden Spitzenmotorisierungen vorbehalten, bei allen andere werden nur fünf Gänge sortiert. Der 120-PS-Benziner ist auch mit einer Vierstufen-Automatik bestellbar.

Gute Schalldämmung

Bei aller Dynamik ist der DS3 innen angenehm leise: Weder Motorensound noch die Fahrgeräusche treten auffällig in den Vordergrund. Diese Geräuschreduzierung hat Citroën bewusst vorgenommen, schließlich muss ein hoher Qualitätsanspruch eingelöst werden. Der Dachhimmel ist schallabsorbierend, die Windschutzscheibe wurde akustisch optimiert und die Seitenscheiben sind dicker. Auch im Motorraum wurde mehr schalldämmendes Material verarbeitet.

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Ab 15.200 Euro

Den 95-PS-Benziner bekommt man für 15.200 Euro in der Basisausstattung "Chic". An Bord sind ESP, elektrische Fensterheber vorn, ein Tempomat, das Lederlenkrad und ein MP3-Radio. Für 17.500 Euro gibt es den "SoChic" mit 120-PS-Benziner. Hier sind zudem eine Klimaanlage, der entbehrliche Innenraum-Parfümspender, 16-Zoll-Alus, die Zweifarb-Lackierung und das LED-Tagfahrlicht ab Werk dabei. Die "SoChic"-Dieselversion kostet 18.400 Euro.

SportChic nur für die Topmodelle

Allem die Krone setzt die "SportChic"-Version mit dem Turbo-Benziner für 19.800 Euro oder 150-PS-Diesel für 20.700 Euro auf. An Bord sind unter anderem die Klimaautomatik, ein HiFi-System, Alu-Pedale, Sportsitze mit Alcantara-Stoff-Polsterung und Karbon-Optik. Ein Blick zur Konkurrenz: Ein Mini One mit 75 PS kostet ebenfalls 15.200 Euro, der 120 PS starke Cooper ist 19.200 Euro teuer und der Cooper S mit 175 PS ist ab 23.100 Euro zu haben. Fiat will beispielsweise 15.500 Euro für den 1.4 mit 100 PS.