"Fack ju Goodnotes": Wie der Tablet-Unterricht abläuft – oder auch nicht

Das iPad lädt neben dem Mülleimer, der Apple Pencil ist verschwunden und die Schüler spielen Roblox, anstatt aufzupassen: Ein Bericht aus dem Klassenzimmer.

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(Bild: ADragan/ Shutterstock.com)

Lesezeit: 13 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das Klassenzimmer ist dunkel, Jalousien sperren das Morgenlicht aus. Die Gesichter der Siebtklässler leuchten weiß. In der ersten Reihe sitzt Leo. Er wischt auf dem Homescreen seines iPads herum, tappt auf das Icon der App Photo Booth und fotografiert sich mit der Vorderkamera. Leos liebste Funktion scheint der Fotofilter "Dehnen" zu sein. Der Filter lässt seinen blonden Wuschelkopf viereckig aussehen. Immer wieder zieht Leo Grimassen und drückt auf die Auslösetaste und sagt dabei: "Spongebooooob".

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Gut drei Meter vor ihm unterrichtet "Herr Peters" (Name von der Redaktion geändert), wie ihn die Schüler nennen. Der 56-jährige Lehrer trägt einen Mittelscheitel – und ein meist verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Gerade lehrt er einen Schulbuchtext über die Hexenverfolgung auf einem 78 Zoll großen Bildschirm. Eine Schülerin beschreibt die Abbildung neben dem Text: zwei Frauen, die sich in den Armen halten. Unter ihnen brennt Feuer. Leo (Kindernamen sind anonymisiert) interessiert das Ganze allerdings wenig. Abbildungen macht er lieber selbst, die sind viel lustiger. Das bemerkt jetzt auch Herr Peters und bittet Leo, den nächsten Textabschnitt vorzulesen. Leo blickt rasch auf. Während ihm auf dem Bildschirm seines Tablets ein viereckiges Gesicht zurückgrinst, liest Leo den Text vor. Er macht keinen Fehler.

Der Besuch an einer Schule in der Region Hannover, zeigt, wie Tablets den Unterricht verändert haben. Der Einblick veranschaulicht auch, wie strukturelle Probleme Lehrer und Schüler belasten. Allen voran das Fehlen einer Anlaufstelle, besonders für die Kinder, die Unterstützung bräuchten.