Jobs in der Autoindustrie: ASIC Lead bei Bosch

Hande Kurnaz entwickelt anwendungsspezifische Schaltkreise (ASICs) in enger Zusammenarbeit mit ihren Kunden, den Autoherstellern.

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Hande Kurnaz

(Bild: Bosch)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Die Autoindustrie und auch ihre Zulieferer befinden sich mitten in einem disruptiven Wandel. Allein schon der Wechsel vom Verbrennungs- auf den Elektromotor wird eine der Schlüsselindustrien fundamental verändern, auch und gerade in der Arbeitswelt. Zahlreiche Jobs werden entfallen, gleichzeitig neue entstehen und viele sich verändern. In einem Themenschwerpunkt wollen wir Arbeitsplätze in der Autoindustrie und ihren Zulieferern beleuchten, die es vor ein paar Jahren in dieser Form noch nicht gab, aber in den nächsten zehn Jahren an Bedeutung zunehmen werden. Firmen werden sich, noch stärker als aktuell schon, auf die Suche nach entsprechend ausgebildeten Mitarbeitern machen. Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt dürften exzellent sein.

Hande Kurnaz arbeitet bei Bosch am Standort Reutlingen, wo sie in leitender Tätigkeit anwendungsspezifische Schaltkreise entwickelt, auf Englisch "Application-Specific Integrated Circuits", kurz ASIC(s). ASICs spielen in der Autoindustrie eine große Rolle, weil sie für ihren sehr spezifischen Zweck gebaut werden. Das bringt Vorteile bei Kosten, Robustheit, Packaging, aber auch bei Parametern wie Energieverbrauch und Abwärme im Vergleich zu etwa Mikrocontrollern oder anderen allgemeineren Rechen-Halbleitern. Die namensgebenden "spezifischen Anwendungen", also das, was der Chip können soll, gibt der Kunde Bosch vor, das ist der jeweilige Autohersteller. Die ASIC-Entwicklung vereint deshalb soziale Kommunikationsaufgaben mit der sehr technischen Umsetzung der Absprachen in konkrete Halbleiter.

Wir entwickeln kleine Systeme, die Großes leisten. Vergleicht man das Auto mit dem menschlichen Körper, dann kann man sagen, dass wir das Gehirn, die Intelligenz in einem Auto, bauen. Wir werden zum Nervensystem, indem wir Sensorinformationen an diese Intelligenz weitergeben und die Befehle an die Organe wie den Lenkradmotor eines Autos zurücksenden. Wir werden zum Kreislaufsystem, das die nötige Energie liefert, damit alle Teile ordnungsgemäß funktionieren.

Jede Funktion im Auto, vom Airbag bis zur Lenkung, verfügt über eines unserer ASIC-Produkte, um sicherzustellen, dass Sensorinformationen ordnungsgemäß empfangen und verarbeitet werden und die erforderlichen elektromechanischen Reaktionen erfolgen. Gemäß dem Markenversprechen von Bosch „Technik fürs Leben“ leiste ich also mit meiner Arbeit, der Gestaltung neuer Halbleiterlösungen, einen wichtigen Beitrag, Autos noch sicherer, das Fahrerlebnis besser und dadurch das Leben für unsere Kunden leichter zu machen. Ganz konkret schlage ich die Brücke zwischen unseren Kunden und unserem Designteam und stelle somit sicher, dass das, was unser Designteam umsetzt, auch den Anforderungen und Bedürfnissen unserer Kunden entspricht.

Zunächst einmal müssen wir viel mit unseren Kunden, die Entwickler elektronischer Steuergeräte sind, kommunizieren, um die Anforderungen an ihre Systeme zu verstehen. Nachdem ich verstanden habe, was der Kunde braucht und wie unser ASIC im Auto verwendet werden soll, geht es darum, diese Kundenwünsche zusammen mit dem Designteam in technische Anforderungen und konkrete Lösungen, also die Architektur des ASIC zu übersetzen. Bei der Entwicklung von Konzepten starten wir zunächst ganz klassisch mit Papier und Stift. Danach kommen High-End-Rechenleistung und verschiedene Software-Tools zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe stellen wir sicher, dass diese Konzepte in einer Vielzahl von Einsatzbedingungen funktionieren, in denen unsere Chips verwendet werden.

Ich übersetze also Kundenanforderungen auf hohem Niveau in die ASIC-Architektur und behalte den Überblick zwischen verschiedenen ASIC-Funktionen. Zu den typischen Aufgaben gehören Schlüsselwörter wie analoges Design, digitales Design, AMS-Verifikation, Layout, EMV, ESD, Safety Management, Erprobung, ASIC-Test, Design for Test, ASIC-Verpackung und ASIC-Qualifizierung.

Ein Kabelbaum, der viele ASIC-Schaltkreise zusammenarbeiten lässt, erinnert an organische Äquivalente. Der Kabelbaum im Bild ist jener der BMW S 1000 RR der 1. Generation als CAD-Rendering.

(Bild: BMW Motorrad)

Das Besondere an meinem Job ist die Kombination aus technischen Aufgaben und Kommunikation sowie Interaktion mit Kunden, Projektmanager und Design-Verantwortlichen. Ich kann hier also nicht nur mein technisches Fachwissen einbringen und fachliche Herausforderungen meistern, sondern auch meine Kommunikationsfähigkeiten einsetzen. Hinzu kommt, dass ich mit meiner Arbeit, der Gestaltung von neuen Halbleiterlösungen, einen entscheidenden Beitrag für eine nachhaltige und sichere Mobilität leiste. Ganz konkret: Ich entwickle nicht nur Chips. Ich gestalte zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen die Welt von morgen.

Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen entwickle ich bei Bosch Halbleiter für neue Antriebskonzepte, Fahrerassistenz-, Entertainment und Sicherheitssysteme, das automatisierte Fahren, die smarte Fahrzeugvernetzung sowie das Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Damit trage ich zur Etablierung neuer Standards für die kommenden Automobil-Generationen bei und bin Teil des größten Umbruchs, den die Automobilindustrie bisher erlebt hat.

Ich habe Mikroelektronik studiert und meinen Master im gleichen Bereich in Istanbul gemacht. Ich habe für verschiedene Unternehmen als Analog Design Engineer in Istanbul (Türkei), Lustenau (Österreich) und Kirchheim unter Teck (Deutschland) gearbeitet, bevor ich als ASIC Lead bei Bosch angefangen habe. Meine Entscheidung, zu Bosch zu kommen, liegt vor allem an der interessanten Stelle, die mir angeboten wurde und daran, was ich mit der Marke Bosch verbinde: Innovation, Qualität und Stabilität.


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Ich habe die Online-Bewerbung über eine Jobsuch-Website genutzt. Der Rekrutierungsprozess ging zügig und das Rekrutierungsteam und der Personalmanager waren sehr hilfsbereit, offen und freundlich.

Man braucht ein abgeschlossenes Studium der Elektrotechnik oder der Physik.

Die Interessen mögen unterschiedlich sein, aber zu den persönlichen Merkmalen könnte ich sagen: Man sollte Freude daran haben, Wachstum und Verbesserungen initiativ voranzutreiben sowie Interesse an kreativer Arbeit und Spaß an Teamarbeit in weltweit verteilten Teams haben. Auch sollte man innovationsfreudig und offen dafür sein, neue Methoden auszuprobieren und natürlich ein großes Interesse an komplexen technischen Themen mitbringen.

… ein grundsätzliches Interesse an technischen Themen. Darüber hinaus solltest du Freude daran haben, stets Neues zu lernen, neue Ideen zu entwickeln und diese umzusetzen. Zusammen mit einem motivierten Team gestaltest du so die Mobilität der Zukunft aktiv mit.

(cgl)