Bericht: KI hilft bei Zielermittlung für israelische Luftangriffe

Zwei Medienberichten zufolge setzt die israelische Arme bei der gegenwärtigen Militäroperation im Gaza-Streifen auch auf die Hilfe von KI.

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Kampfflugzeug

Israelisches Kampfflugzeug

(Bild: Israeli Air Force, CC BY 4.0 Deed )

Lesezeit: 3 Min.

Im Kampf gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen setzt das israelische Militär offenbar auch auf KI-Technik, um Ziele für die Luftangriffe zu ermitteln. Das berichtet das israelisch-palästinensische Blog "+972 Magazine" unter Berufung auf Geheimdienstkreise. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Informationen nicht. Der britische Guardian hat den Bericht aufgegriffen und mit eigenen Recherchen ergänzt.

Demnach nimmt ein System namens "Verkündung" (הבשורה) eine zentrale Rolle bei der Suche nach Angriffszielen ein. Das System sei im Rahmen der gewalttätigen Eskalation des lang andauernden Konflikts im Mai 2021 erstmals von der 2019 gegründeten Zielermittlungseinheit der Armee eingesetzt worden, hatte Ex-Militärchef Aviv Kochavi im Juni gegenüber Ynet erklärt. Das System habe damals täglich bis zu 100 Ziele für mögliche Luftangriffe identifiziert. "+972 Magazine" berichtet nun unter Berufung auf eine Insider-Quelle, dass auf die Überprüfung der vorgeschlagenen Ziele nicht viel Zeit verwendet werde und die Erwartungshaltung herrsche, möglichst viele Ziele zu produzieren.

Den Berichten zufolge wird das System auch eingesetzt, um aktuelle Ziele für Luftangriffe im Gaza-Streifen zu identifizieren. Dabei würden anders als früher auch Wohnungen von Hamas-Kämpfern in die Auswahl kommen, die in der Organisation weiter unten stehen. Die Armee verfüge über eine Datenbank mit bis zu 40.000 Personen, die der Hamas oder anderen militanten Gruppen zugerechnet werden. Über die Informationen, die den Daten zugrunde liegen, könne nur spekuliert werden, typischerweise würden dafür aber beispielsweise Drohnenaufnahmen, abgehörte Gespräche, Überwachungsdaten und Informationen zu Bewegungsmustern ausgewertet.

Ein Militärsprecher versicherte gegenüber dem Guardian, die Reaktion auf die "barbarischen Angriffe der Hamas" ziele auf die Zerstörung der militärischen Fähigkeiten sowie der Verwaltung der Hamas ab. Dabei halte sich die Armee an internationales Recht und treffe alle möglichen Vorkehrungen, um zivile Opfer zu vermeiden. Dabei kommt den Berichten zufolge auch ein System zum Einsatz, das auf Basis von überwachten Mobilgeräten angibt, wie viele Menschen sich in einem Zielgebiet aufhalten. Wenn ein Angriff genehmigt werde, wüssten die Verantwortlichen im Voraus, wie viele zivile Opfer dabei zu erwarten seien, zitiert der Guardian mehrere Eingeweihte.

Israels Angriffe auf den Gazastreifen sind eine Reaktion auf die blutigen Angriffe der Hamas auf Zivilisten im Grenzgebiet am 7. Oktober. Inzwischen ist die israelische Armee in den Gaza-Streifen einmarschiert. Dort haben sich die Kämpfe lange auf den Norden konzentriert. Nach einer mehrtägigen Feuerpause rückt nun der Süden in den Fokus. Die Bevölkerung, die das Gebiet nicht verlassen kann, war zuvor aufgefordert worden, dorthin zu fliehen.

Update

Artikel überarbeitet und Quellen verdeutlicht.

(mho)