CES

Erste Gigabit-WLAN-Produkte in Aussicht

Wieder liefern sich Hersteller ein Wettrennen, bevor der zugehörige Standard verabschiedet ist. Broadcom will Chips für bis zu 1,3 GBit/s demonstrieren, ist aber nicht der Erste: Quantenna hat schon im November vorgelegt.

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Von
  • Reiko Kaps

Der Chip-Entwickler Broadcom will auf der kommenden Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas WLAN-Bausteine der Serie BCM43xx demonstrieren, gab das Unternehmen in einer Mitteilung bekannt. Laut Broadcom orientieren sie sich am kommenden WLAN-Standard IEEE 802.11ac und sind dreimal so schnell wie vergleichbare Systeme des Vorgängerstandards IEEE 802.11n. Dessen maximale Brutto-Übertragungsgeschwindigkeit liegt bei 450 MBit/s; 600 MBit/s sind bei 802.11n zwar definiert, werden aber aktuell nicht angeboten.

Während 11n-WLAN für die 450 MBit/s drei räumlich getrennte Datenströme (Spatial Streams) braucht, erreichen Broadcoms 11ac-Bausteine bis zu 433 MBit/s schon mit einem Datenstrom und einer Antenne (BCM43516). Dazu setzen sie auf 80 MHz breite Funkkanäle und das Modulationsverfahren QAM256. Die Bruttorate steigt mit der Mehrantennen-Technik MIMO mit zwei räumlich getrennten Datenströmen dann auf 867 MBit/s (BCM4352, BCM43526) und mit drei Streams endlich über ein Gigabit pro Sekunde (BCM4360, 1,3 GBit/s).

Der bereits im November vorgestellte Quantenna-Chipsatz übertrumpft diesen Wert noch um 400 MBit/s, denn Quantenna schaufelt über vier Streams insgesamt 1,7 GBit/s (4×4-MIMO). Solche hohen Werte kommen jedoch nur in unmittelbarer Nähe zustande. Als Nettogeschwindigkeit dürften bei Quantenna etwa 800 bis 900 MBit/s übrig bleiben, bei Broadcom etwa 600 bis 700 MBit/s. Auch Qualcomms Tochter Atheros soll sich auf drei Streams beschränken, was ähnliche Nettowerte wie bei Broadcom erwarten lässt. Von anderen WLAN-Chipherstellern wie Marvell, Ralink und Intel liegen heise Netze derzeit noch keine Informationen vor.

Laut Broadcom sollen die neuen Chipsätze zudem deutlich weniger Strom fressen, da sie durch ihre höhere Übertragungsgeschwindigkeit schneller in den Stromspar-Modus fallen können. Zusätzliche Reichweite verspricht Broadcom mittels Beamforming, mit dem sich das Strahlungsprofil einer Antenne anpassen lässt. Erste Muster seiner 11ac-Chipsätze hat Broadcom bereits an seine Kunden gegeben.

Die bisherigen Vorgaben für das ausschließlich im 5-GHz-Band arbeitende IEEE 802.11ac erlauben Funkkanäle mit 20, 40 und 80 MHz Breite mit einem räumlichen Datenstrom bei QAM64 (5/6FEC) als bester Modulationsstufe. Optional kann 11ac auch zwei getrennte 80-MHz-Kanäle oder einen 160 MHz breiten, zusammenhängenden Kanal nutzen. Ferner sind hohe Modulationsstufen bis QAM256, maximal 8 räumliche Datenströme sowie Multiuser-MIMO zum simultanen Versorgen mehrerer Clients vorgesehen. IEEE 802.11ac samt aller genannten Optionen soll einen Bruttodurchsatz von 3,5 GBit/s erreichen, derzeit peilt die IEEE etwa 500 MBit/s bei 80 MHz breiten Kanälen an. Allerdings verstopfen die breiten Kanäle schnell das 5-GHz-Band, zumal man hierzulande den vom DWD-Wetterradar verwendeten Frequenzblock bei 5,6 GHz aussparen muss.

An 802.11ac-tauglichen WLAN-Geräten arbeiten derzeit Cisco, Trendnet und Buffalo. Ankündigungen von anderen Netzwerkausrüstern gibt es zur Zeit nicht. (rek)