"Klara Indernach": Boulevardblatt erfindet Autorin für Texte von KI-Generator

Der Kölner Express veröffentlicht nicht als erste Zeitung KI-Texte. Deren Kennzeichnung mit einem Frauennamen und einem generierten Profilbild ist aber neu.

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Generiertes Bild einer Frau mit Erklärung, dass damit KI-Texte gekennzeichnet werden.

Die Profilseite von "Klara Indernach (KI)"

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 2 Min.

Schon seit zwei Monaten veröffentlichte die Kölner Boulevardzeitung Express Texte, die wohl größtenteils aus einem KI-Textgenerator stammen, unter einem erfundenen Frauennamen, deren Profilbild von Midjourney generiert wurde. Das wird auf der Seite der angeblichen Autorin "Klara Indernach" deutlich, von der weit über 200 Meldungen stammen. Über den Texten wird mit dem Zusatz "(KI)" als Initialen der angeblichen Autorin allerhöchstens versteckt darauf hingewiesen, dass es sich um einen KI-generierten Text handelt. Bei Menschen werden die Initialien kleingeschrieben. Unter den Texten steht, dass diese "mit Hilfe Künstlicher Intelligenz erstellt, redaktionell bearbeitet und geprüft" wurden. In den bereits im Juni veröffentlichten Erläuterungen zum Umgang der Nachrichtenseite mit KI findet sich kein Hinweis darauf.

Wie genau die Redaktion beim Express mit dem KI-Generator vorgeht, findet sich dort nicht. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung, die zuerst über die "KI-Autorin" berichtet hat, äußerte sich die Zeitung nicht. Ein Blick auf die Übersichtsseite mit den Artikeln von "Klara Indernach", macht deutlich, dass die vor allem für Boulevardthemen zuständig ist. Manchmal schreibt die KI aber auch über Lebensmittelpreise, Schnäppchen-Tipps und das jüngste Sicherheitsupdate für den Chrome-Browser. Die Texte klingen etwas hölzern, es handelt sich offenbar immer um Zusammenfassungen anderer Medienberichte. Missverständlich wird es etwa bei dem Artikel zu Amazons neuer Bewertungsanzeige mit dem Titel: "Nur noch ein Stern? Amazon zeigt neues Bewertungssystem an – es gibt einen Haken."

Das Vorgehen beim Express ist nur das jüngste Beispiel für journalistische Texte von KI-Generatoren. Die Erfindung einer zugehörigen Autorin mit einem generierten Profilfoto ist aber ein Novum. Schon im Frühjahr hat der Burda-Verlag eine Extraausgabe des Rezeptemagazins Lisa Kochen & Backen komplett mit Inhalten von Text- und Bildgeneratoren befüllt, ohne das kenntlich zu machen. Später hat dann der Redaktionsleiter des US-Magazins Gizmodo intern für Frust gesorgt, als auf sein Betreiben hin ein mit Fehlern gespickter Artikel veröffentlicht wurde, der von KI-Chatbots erstellt wurde. Dann wurde dort sogar eine ganze Redaktion zugunsten von KI-Texten eingestampft. Cnet wiederum hat Anfang des Jahres nach viel Kritik aufgehört, KI-Inhalte zu publizieren, auf deren Entstehungsweise nur versteckt hingewiesen wurde.

(mho)