Microsoft Activision: EU-Kommission vertieft Fusionsprüfung der Rekordübernahme

Die Europäische Kommission unterzieht die 69 Milliarden US-Dollar teure Activision-Übernahme durch Microsoft einer Tiefenprüfung. Die Frist endet im März.

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Geschenkgutscheine für Xbox und Playstation nebeneinander in einem Supermarkt

Würde die Übernahme Activision Blizzards durch Microsoft den Wettbewerb im Gaming-Markt beeinträchtigen?

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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"Die Europäische Kommission hat auf Grundlage der EU-Fusionskontrollverordnung eine eingehende Prüfung der geplanten Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft eingeleitet", teilt die Brüsseler Behörde mit, "Die Kommission hat Bedenken, dass die geplante Übernahme den Wettbewerb auf den Märkten für den Vertrieb von Videospielen für Konsolen und PC sowie für PC-Betriebssysteme beeinträchtigen könnte."

Microsoft will den Spielepublisher Activision Blizzard für 68,7 Milliarden US-Dollar kaufen. Das haben die beiden Unternehmen vor zehn Monaten bekanntgegeben. Microsoft würde damit neben der Belegschaft von Activision Blizzard auch bekannte Spielemarken wie "Starcraft", "Overwatch" oder "Call of Duty" übernehmen. Laut eigenen Angaben würde Microsoft durch die Übernahme zum drittgrößten Spieleunternehmen der Welt hinter Tencent und Sony avancieren. Activision Blizzard muss deutliche Rückgänge bei Umsatz und Profit hinnehmen, wächst aber im Mobilbereich, wo es beispielsweise Candy Crush im Portfolio hat.

Dem Wettbewerb könnte die Übernahme durch Microsoft schaden, fürchtet die EU-Kommission: "Eine erste Untersuchung der Kommission hat ergeben, dass das Vorhaben den Wettbewerb auf den Märkten für den Vertrieb von Videospielen für Konsolen und PC einschließlich Paketabonnements und/oder Cloud-gestütztes Spielestreaming sowie für PC-Betriebssysteme erheblich einschränken könnte. Insbesondere könnte Microsoft durch den Erwerb von Activision Blizzard den Zugang zu dessen Konsolen und PC-Videospielen, insbesondere zu hochkarätigen und erfolgreichen Spielen (sogenannten AAA-Spielen) wie Call of Duty, versperren."

Der Verdacht: Microsoft könnte wirtschaftlichen Anreiz haben, Konkurrenten zu behindern, indem Activision-Titel nur noch für Microsoft-Spielekonsolen und Windows-PCs herauskommen, oder für konzernfremde Systeme teurer, in geringerer Qualität oder später erscheinen.

Doch auch dem Wettbewerb bei PC-Betriebssystemen könnte der Deal schaden: "Insbesondere befürchtet die Kommission, dass Microsoft die Fähigkeit konkurrierender PC-Betriebssysteme, mit dem Windows-Betriebssystem in Wettbewerb zu treten, einschränken könnte, indem es die Spiele von Activision Blizzard mit dem Vertrieb von Spielen durch Cloud-Streaming in Windows kombiniert. Dies würde Nutzer davon abhalten, PC mit anderen Betriebssystemen als Windows zu kaufen."

Die Kommission wird nun eingehend prüfen, ob sich diese Verdachte bestätigen (Az. M.10646). Dazu hat sie 90 Tage, mithin bis 23. März 2023, Zeit. Microsoft hofft, die Übernahme bis Juni 2023 abschließen zu können. Tiefgehende Fusionsprüfungen führt die EU-Kommission eher selten durch. Gegenwärtig sind nur vier weitere solche Verfahren anhängig.

(ds)