Microsoft: Blatt in Activision-Übernahme wendet sich

Ein US-Gericht hat den Antrag der FTC, die Microsofts Activision-Deal verhindern will, abgeschmettert. Auch in Großbritannien könnte sich das Blatt wenden.

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Handy mit Logo von Activision Blizzard vor Microsoft-Logo

(Bild: Sergei Elagin/Shutterstock.com)

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Plötzlich sieht es für Microsofts Activision-Deal richtig gut aus: Ein US-Gericht hat einen von der Handelsbehörde FTC eingereichten Antrag auf eine einstweilige Verfügung abgelehnt. Mit der einstweiligen Verfügung wollte die FTC verhindern, dass Microsoft die Übernahme von Activision Blizzard kurzfristig abschließt. Die FTC kann noch Einspruch gegen das Urteil einreichen.

Gleichzeitig teilte Microsoft mit, dass man sich in Gesprächen mit der britischen Kartellbehörde CMA befinde. Die CMA hatte den Deal im April blockiert. Microsoft zog danach vor das Competition Appeal Tribunal (CAT), um gegen die Entscheidung der CMA vorzugehen. Dieses Verfahren liege vorerst auf Eis, um direkte Gespräche mit der CMA aufzunehmen, schreibt Microsoft-Präsident Brad Smith auf Twitter. Sollten diese Gespräche zum Erfolg führen, wäre die Bahn für den Abschluss nach monatelangem Kräftezerren frei.

Der 69 Milliarden US-Dollar schwere Übernahmedeal hat sein vorläufiges Verfallsdatum am 18. Juli. Ist der Kauf bis dahin nicht abgeschlossen, müssten Microsoft und Activision eine Verlängerung der Deadline aushandeln. Microsoft könnte bereit sein, die Übernahme von Activision Blizzard auch ohne das Einverständnis der britischen Kartellwächter abzuschließen.

In ihrer Urteilsbegründung betont die zuständige Richterin Jacqueline Scott Corley die Zugeständnisse, die Microsoft in den vergangenen Monaten eingegangen ist. "Microsoft hat sich schriftlich, öffentlich und vor Gericht verpflichtet, 'Call of Duty' auf der Playstation 10 Jahre lang auf Augenhöhe mit der Xbox zu halten. Es hat eine Vereinbarung mit Nintendo getroffen, um Call of Duty auf die Switch zu bringen. Und es hat mehrere Vereinbarungen getroffen, um die Inhalte von Activision zum ersten Mal auf verschiedene Cloud-Gaming-Dienste zu bringen."

Die FTC habe nicht beweisen können, dass die Übernahme des Spiele-Publishers Activision Blizzard den Wettbewerb erheblich beeinträchtigen können. "Im Gegenteil: Die vorliegenden Beweise deuten darauf hin, dass die Verbraucher mehr Zugang zu 'Call of Duty' und anderen Activision-Inhalten bekommen."

Microsoft-Konkurrent Sony zählt zu den vehementen Gegnern der Übernahme. Der Playstation-Hersteller bezeichnet den Deal als wettbewerbsschädigend. Microsoft könne nach der Übernahme Preise erhöhen, was unabhängigen Entwicklerstudios schaden könnte, argumentiert das japanische Unternehmen etwa in Schreiben an Kartellbehörden. Die von Activision entwickelte "Call of Duty"-Reihe sei wegen ihrer riesigen Reichweite unersetzbar. Microsoft konterte mit Zusicherungen, "Call of Duty"-Spiele noch für Jahre auf der Playstation anbieten zu wollen.

Dass die FTC mit ihrem Gerichtsantrag gescheitert ist, dürfte auch die britische Kartellbehörde CMA unter Druck gesetzt haben. Unter den großen Märkten ist sie mit ihrer Blockadehaltung gegen die Activision-Übernahme isoliert. Die Europäische Union hatte den Deal bereits im Mai genehmigt. Ob die FTC gegen das Urteil vorgehen will, ist offen. Ein Sprecher sagte dem US-Magazin The Verge, man prüfe aktuell die nächsten Schritte.

(dahe)