MobilCom ist vorerst gerettet

MobilCom-Gründer Gerhard Schmid unterzeichnete nach einem zähen Verhandlungsmarathon den Treuhändervertrag und machte den Weg frei für das Sanierungsabkommen.

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  • dpa

Der Mobilfunkanbieter MobilCom ist nach wochenlanger Zitterpartie gerettet. Unternehmensgründer Gerhard Schmid unterzeichnete am Donnerstagabend einen Vertrag, mit dem seine Aktien und die Aktien der Firma seiner Frau an den ehemaligen RTL-Chef Helmut Thoma als Treuhänder übertragen werden. Der Vertrag sei mit der Bundesregierung und dem Unterhändler Dieter Vogel abgestimmt, sagte eine Schmid-Sprecherin in Frankfurt. Damit stehe den übrigen Sanierungsschritten für MobilCom nichts mehr im Wege. Es wurde erwartet, dass auch der Verwaltungsrat von France Telecom dem Treuhändervertrag noch am Donnerstag zustimmt.

"Alle gehen davon aus, dass MobilCom nun gerettet ist", sagte die Sprecherin Schmids. France Telecom hatte sich bereits zuvor bereit erklärt, das Unternehmen von rund sieben Milliarden Euro Schulden zu befreien. Zudem stehen deutsche Banken mit Krediten über mehr als 160 Millionen Euro bereit, die staatlich verbürgt werden sollen. Die Gewerkschaften und Betriebsräte haben einem Abbau von 1.850 Vollzeit-Arbeitsplätzen zugestimmt und führen bereits Verhandlungen über einen Interessenausgleich. Das entspricht rund 40 Prozent der Arbeitsplätze bei MobilCom.

Das Unternehmen war reif für die Insolvenz, nachdem France Telecom im September die Zahlungen für den Aufbau eines Netzes nach dem neuen Mobilfunkstandard UMTS eingestellt hatte. In einer dramatischen Rettungsaktion wendete der ehemalige Wirtschaftsminister Werner Müller eine Woche vor der Bundestagswahl mit Hilfe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) den Insolvenzantrag ab und stellte Mittel von 400 Millionen Euro in Aussicht. Gezahlt wurden davon jedoch nur 50 Millionen, die fast verbraucht sind. Die Insolvenz war seit der vergangenen Woche täglich erwartet worden, weil sich die Verhandlungen zwischen Schmid und der Bundesregierung um den Treuhänder-Vertrag in die Länge zogen und das Geld bei MobilCom knapp wurde.

Bei dem Kompromiss konnte Schmid den von ihm gewünschten Treuhänder Joachim Dreyer, den ehemaligen Chef von Debitel, nicht durchsetzen. Der neue Treuhänder Thoma, der künftig rund 40 Prozent der MobilCom-Aktien verwaltet, gehört jedoch bereits seit langem dem Aufsichtsrat des Unternehmens an. (dpa) / (jk)