Online-Medien: Axel Springer übernimmt "Politico" und "Protocol"

Nach dem "Business Insider" verschafft sich der deutsche Verlagsriese ein weiteres Standbein auf dem US-Markt – und zahlt dafür so viel wie noch nie.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen

Politico-Redaktion in Washington.

(Bild: Politico)

Lesezeit: 3 Min.

Der Axel-Springer-Verlag übernimmt das US-Politikmagazin Politico samt EU-Ableger und der technikorientierten Schwesterpublikation Protocol. Angaben zum Kaufpreis machten die Unternehmen nicht, es soll sich aber um die teuerste Übernahme in der Geschichte des Springer-Konzerns handeln. Das Geschäft steht unter Vorbehalt der Aufsichtsbehörden und soll im vierten Quartal 2021 abgeschlossen werden, teilte Springer am Donnerstag in Berlin mit.

Das einflussreiche Politico gehört zur Capitol News Company des Verlegers Robert Allbritton. Der hatte das Magazin 2007 als The Politico gegründet, um die schnell drehende Politikszene in der US-Hauptstadt mit kritischen Analysen zu begleiten. Das Magazin gewann in der Szene schnell Leser und Einfluss. Die Website verzeichnet nach eigenen Angaben rund 54 Millionen Besucher pro Monat. Seit 2013 erscheint auch eine Druckausgabe in zweimonatigem Rhythmus.

2014 gründete Politico gemeinsam mit Springer den Brüsseler Ableger Politico Europe. Beide Partner halten jeweils 50 Prozent an dem Joint Venture. Zuletzt hatte Springer versucht, seinen Anteil an Politico Europe zu vergrößern, Medienberichten zufolge aber auch Interesse an einer Übernahme des Politico-Konkurrenten Axios gezeigt. Mit der Übernahme gehört Politico Europe künftig ganz zum Springer-Konzern, den CEO Matthias Döpfner zu einem digitalen Verlag umbaut.

Erst 2020 hatte Allbritton das Tech-Portal Protocol gegründet, das sich nach dem Vorbild von Politico mit technologischen Entwicklungen, den betroffenen Branchen und politischer Regulierung befassen sollte. Albritton soll auch nach der Übernahme als Verleger der von ihm gegründeten Magazine an Bord bleiben, für die insgesamt rund 500 Journalisten arbeiten. Die Redaktionen in Washington und Brüssel sollen unabhängig bleiben, versichert Springer.

Über den Kaufpreis machen die Unternehmen keine Angaben. Gegenüber dem Handelsblatt räumt Döpfner aber ein, es sei "vom Volumen her die größte Akquisition, die Axel Springer in seiner Geschichte gemacht hat". Die Marke hält bisher das französische Immobilienportal SeLoger, das Springer 2011 bei einer Bewertung von rund 630 Millionen Euro übernommen hatte. Laut einem Bericht der New York Times von der vergangenen Woche soll der Kaufpreis für Politico bei rund 1 Milliarde US-Dollar liegen, das wären etwa 850 Millionen Euro.

Politico wird damit Springers zweites großes Standbein in US-Onlinemarkt. 2015 hatte der deutsche Verlag den Business Insider für rund 300 Millionen Euro übernommen und das inhaltliche Angebot seither auf weitere Marken erweitert. Ende 2020 übernahm Springer den US-Newsletter-Anbieter Morning Brew.

(vbr)