Piraterie auf Telegram – Italien schließt Kanäle des Messengers

Filme, Serie und Zeitungen: In Italien werden allerhand Inhalte über Telegram ausgetauscht. Behörden kämpfen gegen den Messenger als Tauschbörse.

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(Bild: Alexander Yakimov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Italienische Behörden sollen 545 Kanäle auf Telegram beschlagnahmt und damit geschlossen haben. Urheberrechtsverletzungen, die über den Messenger begangen werden, sind in Italien schon länger ein Problem. Sowohl Filme und Serien als auch Zeitungen und weitere kostenpflichtige Inhalte findet man dort. Es kam zu Durchsuchungen in fünf Regionen, acht Kanal-Administratoren werden verdächtigt.

Hinter der Aktion steht die Staatsanwaltschaft Mailand, wie es in einem Artikel auf Torrentfreak heißt. Eine Spezialabteilung für Technologiebetrug war mit der Durchführung betraut. Den verdächtigen Kanal-Betreibern wird vorgeworfen, massenhaft und gewerbsmäßig Urheberrechtsverletzungen begangen zu haben. Tatsächlich sollen die Anbieter mit ihren Diensten auch Geld verdient haben. Zum einen durch eine Art Affiliate-Link-System in den Chats – pro gefolgtem Link und abgeschlossenem Kauf bekamen sie Provisionen. Zum anderen gab es laut Torrentfreak ein "Sponsoring", man konnte Werbeplätze in den Kanälen kaufen. Verträge dazu soll es online zu finden geben.

In dem Artikel werden auch Zahlen genannt – demnach hatten die Kanäle zwischen etwa 55.000 und 22.000 Mitglieder. Dennoch sind nach wie vor zahlreiche Piraterie-Kanäle auf Telegram zu finden.

Auch die Europäische Kommission hat den Messenger 2020 auf seine "Piraterie Beobachtungs-Liste" gesetzt. Dort stehen bekannte Tauschbörsen drauf wie etwa Pirate Bay, aber auch E-Commerce-Plattformen, auf denen gefälschte Produkte verkauft werden sowie vermeintliche online-Apotheken und nun eben Telegram.

Die Betreiber des Messengers haben bereits auf ältere Vorwürfe reagiert und beteuern ihre Kooperationsbereitschaft. Berechtigte Beschwerden würden binnen 24 Stunden bearbeitet – wie es Pflicht ist. Schon einmal hatten Behörden in Italien mehr als 300 Kanäle abgeschaltet. Dort scheinen sowohl die Nutzerinnen und Nutzer als auch die Strafverfolger sich besonders viel mit dem Thema Piraterie auseinanderzusetzen.

In Deutschland hat Telegram erst kürzlich Nutzerdaten an das Bundeskriminalamt (BKA) übergeben. Dabei handelte es sich um Bestandsdatenanfragen, bei denen es um Fälle von Kindesmissbrauch und islamistischen Terrorismus ging. Zudem löschte der Messenger fast 400 Inhalte auf Anfrage des BKA.

(emw)