Russische Propaganda: US-Promis nehmen Videos für drogensüchtigen "Wladimir" auf

Promis haben Videos für einen angeblich guten Zweck aufgenommen, die laut Sicherheitsexperten dann von russischen Akteuren für Propaganda missbraucht wurden.

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Screenshots aus vier Promi-Videos

Screenshots aus den Videos

(Bild: Microsoft Threat Intelligence)

Lesezeit: 3 Min.

Russische Akteure finden immer neue Wege, Desinformation im Internet zu streuen und bekommen dabei nun sogar Unterstützung ahnungsloser Promis aus den USA. Wie das Cybersicherheits-Team von Microsoft erläutert, wurden einige Prominente offenbar über eine Internetplattform dazu gebracht, motivierende Worte an einen angeblich drogenabhängigen "Wladimir" zu richten. Die Videos seien dann manipuliert und teils mit den Logos von Nachrichtenmedien versehen in sozialen Netzwerken und im russischen Fernsehen verbreitet worden, als würden die Promis mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sprechen.

Für ihre Desinformationskampagne haben sich die Trolle ein Internetangebot namens Cameo zunutze gemacht. Dort bieten Prominente an, gegen eine Bezahlung kurze Videobotschaften mit einem gewünschten Text aufzunehmen. Das ist beispielsweise als ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk oder als etwas kostspieliger Gag zwischen Freunden gedacht. In diesem Fall wurde das Angebot aber nun für ganz andere Zwecke missbraucht, offenbar ohne, dass die Betroffenen etwas davon bemerkt haben. Der Mircrosoft-Bericht schreibt die Vorfälle einigen "mit Russland verbündeten Online-Trollen" zu.

Microsoft hat nach eigenen Angaben Videos von Elijah Wood ("Der Herr der Ringe"), Dean Norris ("Breaking Bad"), Kate Flannery ("The Office"), Priscilla Presley ("Die nackte Kanone"), John McGinley ("Scrubs"), sowie von dem Musiker Shavo Odadjian ("System of a Down") und dem Boxer Mike Tyson entdeckt, die für Propagandazwecke benutzt wurden. In den kurzen Filmen fordern sie demnach einen "Wladimir" dazu auf, Hilfe gegen eine Drogensucht in Anspruch zu nehmen. Benutzt worden seien die dann, um das falsche Narrativ einer Drogensucht des ukrainischen Präsidenten zu verbreiten. In einem Fall sei sogar ein Artikel der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti entdeckt worden, der auf eines dieser Videos Bezug nimmt und diesen Kontext benutzt.

Das Wall Street Journal hat laut eigenem Bericht von Sprechern der betroffenen Promis nach der Veröffentlichung der Analyse keine Stellungnahme bekommen. Microsoft geht aber davon aus, dass sie allesamt ahnungslos waren, als sie die Videos aufgenommen haben. Laut Microsoft wurde das erste der Videos im Juli entdeckt, bis Ende Oktober habe man insgesamt sieben ausgemacht. Der US-Konzern schreibt außerdem, dass der Aufsehen erregende Tod des russischen Geschäftsmanns Jewgeni Prigoschin den Troll-Aktivitäten seines Landes keinen Abbruch getan habe. Der Chef der Privatarmee Wagner hatte auch die bekannteste Internet-Troll-Armee verantwortet und war nach einem offensichtlichen Aufstand im August unter ungeklärten Umständen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

(mho)