Russland bringt TikTok-Alternative Yappy auf den Markt

Eigene Social-Media-Plattformen sollen Druck auf ausländische Technologiefirmen erhöhen. Diesen drohen Sanktionen, wenn sie russischen Vorgaben nicht folgen.

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Yappy Screenshots im Google Play Store

Yappy Screenshots

(Bild: Google Play Store)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Frank Schräer
  • mit Material der dpa
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Russland hat eine neue Alternativ-App zur chinesischen Kurzvideo-Plattform TikTok auf den Markt gebracht. Die App Yappy stammt von einer Tochterfirma des Staatskonzerns Gazprom und ist in den russischen App-Stores für Android- und iOS-Geräte verfügbar. Yappy besitzt ähnliche Funktionen wie TikTok und erlaubt das Teilen kurzer Videoclips von bis zu 60 Sekunden Dauer.

Die Firma Gazprom-Media, die auch die russische YouTube-Alternative Rutube besitzt, hatte die Entwicklung einer solchen App Ende 2020 angekündigt. Eine erste russische TikTok-Alternative gab es damals schon von der Social-Media-Plattform "VKontakte". TikTok zählt zu rund einem Dutzend ausländischer IT-Riesen, denen nach einem neuen Gesetz in Russland Sanktionen drohen, sollten sie dort bis Jahresende keine Filiale eröffnet haben.

Dass TikTok in Russland in naher Zukunft wirklich blockiert und ersetzt werden könnte, hält der Internetaktivist Stanislaw Schakirow allerdings für nicht wahrscheinlich: Die Chinesen seien bekannt dafür, mit der russischen Regierung zu kooperieren, sagte der technische Direktor der russischen Nichtregierungsorganisation Roskomswoboda der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. "Deshalb denke ich nicht, dass Yappy mit dem Ziel geschaffen wurde, TikTok zu ersetzen." Angesichts der starken Konkurrenz auf dem Markt glaube er auch nicht, dass Yappy in Russland allzu erfolgreich sein werde.

Yappy wurde nach einem Bericht der Moscow Times entwickelt mit Unterstützung der Innopraktika-Stiftung. Diese wird geleitet von Katerina Tikhonova, die in Dresden als eine der Töchter Wladimir Putins geboren wurde.

TikTok gehört laut der Zeitung zu den fünf beliebtesten Social-Media-Plattformen Russlands mit 40 Millionen aktiven Nutzern im Monat. Die russische Facebook-Alternative VKontakte ist mit 70 Millionen Nutzern monatlich die populärste Plattform dieser Art.

Russische Behörden gehen immer wieder gegen ausländische IT-Riesen vor, weil diese oft auch verbotene Inhalte wie Protestaufrufe im Internet angeblich nicht konsequent gelöscht haben. Oppositionelle sehen dadurch das freie Internet in Russland in Gefahr. Präsident Wladimir Putin hingegen verteidigte am Dienstag bei einem Wirtschaftsforum die Regulierung des Internets in einigen Bereichen als notwendig. Sie dürfe aber wirtschaftliche Aktivitäten nicht behindern.

(fds)