Science Fiction aus Deutschland: Rainer Erler ist gestorben

Rainer Erler war Produzent, Autor und Regisseur zahlreicher Filme, mit denen er für Diskussionsstoff sorgte. Er ist nun im Alter von 90 Jahren gestorben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen

(Bild: Tobias Hase / dpa)

Lesezeit: 3 Min.

Der Münchner Regisseur, Produzent und Autor Rainer Erler ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Perth in Australien, wie seine Familie mitteilte. Erlers Werk umfasst mehr als 40 Spielfilme, 14 Romane, gut zwei Dutzend Erzählungen und Kurzgeschichten sowie fünf Bühnenwerke. Mit seinen Filmen über wissenschaftliche Forschung, Genmanipulation oder Atommüll bot er öfters einem breiten Publikum Diskussionsstoff, da er ähnlich wie der 2012 verstorbene Drehbuchautor Wolfgang Menge ein Gespür für gesellschaftlich brisante Themen hatte.

Zu den bekanntesten Werken des in München aufgewachsenen Filmemachers gehören das Polit-Drama "Plutonium" über Atomwaffen in der Hand einer totalitären Regierung und der Thriller "Fleisch", in dem Erler bereits 1979 das Thema Organhandel aufgriff. Sein letzter großer Film "Die Kaltenbach-Papiere" entstand im Jahr 1990. Darin spürt ein Journalist illegalen Handel mit Plutonium-Sprengköpfen auf. In dem Film "News – Reise in eine strahlende Zukunft" aus dem Jahr 1986 ist ebenfalls ein Reporter illegalen Geschäften um die Entsorgung von Atommüll auf der Spur. In dem Found-Footage-Film "Die Delegation – eine utopische Reportage" von 1970 werden anhand aufgefundenen Film- und Tonmaterials eines verstorbenen Journalisten dessen Recherche um eine UFO-Sichtung rekonstruiert.

In der von Erler geschriebenen und verfilmten ZDF-Reihe "Das Blaue Palais" aus den Jahren 1974 bis 1976 bewohnt eine Gruppe Wissenschaftler eine alte Villa mit einem Forschungsinstitut und arbeitet dort an ungewöhnlichen Projekten wie der Herstellung von synthetischem Stahl, von Kunstdünger oder an einem Rezept für die Unsterblichkeit. Damals schon, in der Folge "Der Gigant", thematisierte Erler schwindende Treibstoffressourcen. Mit dem Film "Zucker" aus dem Jahr 1989 beanspruchte Erler in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau zu seinem 90. Geburtstag, die Coronavirus-Pandemie filmisch vorweggenommen zu haben.

In Erlers Science-Fiction-Film "Operation Ganymed" aus dem Jahr 1977 schafft es eines von drei Raumschiffen, die in Richtung Jupiter gestartet waren, wieder zurückzukehren. Als das Raumschiff knapp 1600 Tage nach seinem Start an der mexikanischen Küste notlandet, beginnt für die fünf Männer ein Marsch unter glühender Sonne durch die Wüste und damit das eigentliche Abenteuer. "Science-Fiction-Film, der die Raumfahrt und ihre Helden ihrer Gloriole entkleidet und dazu anregen will, technischen Fortschritt kritischer zu sehen", urteilte der Filmdienst.

Erler war 1969 der erste deutsche Regisseur, der die Vorgänge rund um das 1939 von Georg Elser geplante Attentat auf Adolf Hitler verfilmte. Erler wurde für diesen Film mit dem Grimme-Preis in Gold und dem DAG-Preis ausgezeichnet. "Der Film hält sich genau an die historisch überlieferten Tatbestände", urteilt der Georg-Elser-Arbeitskreis.

Der damalige Bundespräsident Johannes Rau schrieb in seiner Laudatio zu dem Verdienstkreuz am Bande im Jahr 2004: "Sie haben mit Ihren Filmen Millionen begeistert und zum Nachdenken über die Probleme unserer Zeit gebracht." So zitierte der Bundesverband Regie Rau im August dieses Jahres. Dabei hatte Erler 41 Jahre vor seiner eigenen Ehrung in dem Film "Orden für die Wunderkinder" die Versessenheit auf Auszeichnungen in der Bundesrepublik karikiert.

(anw)