Sony-Chef: Cloud-Gaming ist kostspielig und ineffizient

Cloud-Gaming sei technisch "sehr schwierig" umzusetzen, warnt der Sony-Chef. Zukünftig könnte KI eingesetzt werden, um das Spielerlebnis zu verbessern.

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(Bild: Ksjundra07/Shutterstock.com)

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Der CEO von Sony, Kenichiro Yoshida, warnte davor, dass Cloud-Gaming technisch "sehr schwierig" umzusetzen sei. Er sehe die Cloud zwar als ein großartiges Geschäftsmodell, wenn es aber um das Streamen von Spielen geht, bereite die Latenz und damit verbundene Verzögerung große technische Schwierigkeiten. Das Risiko für sein Unternehmen, den Anschluss an den Rest der Branche und Microsoft zu verlieren, habe er in einem Interview mit der Financial Times heruntergespielt.

In Zukunft werde der Hersteller der Playstation verschiedene Optionen für das Streaming von Spielen über das Internet prüfen. Der Einsatz von GT Sophy – Sonys KI, die auch in Gran Turismo eingesetzt wird und Eindruck hinterließ – könne das Cloud-Gaming verbessern. Als größtes Problem bezeichnete Yoshida die Verzögerung (Latenz) bei der Übertragung von Spielen im Internet.

Dabei gehörte Sony zu den ersten Großen der Spieleindustrie, die bereits 2012 den Cloud-Gaming-Anbieter Gaikai für 380 Millionen US-Dollar übernommen hat. Drei Jahre später kaufte der Playstation-Hersteller den Spiele-Streaming-Dienst OnLive, der das Streamen von bei Steam gekauften Spielen auf Smartphones, Tablets und PCs ermöglichte. Sony stellte den Dienst von OnLive nach der Übernahme ein.

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Ab 2015 bot Sony seinen Spiele-Streaming-Dienst Playstation Now etwa für Playstation-3-Spiele auf der Playstation 4 an, da die PS4 nicht abwärtskompatibel war. 2016 wurde der Dienst auf Windows-PCs ausgeweitet und kam ein Jahr später nach Deutschland. Im Juni 2022 ging Playstation Now in der neuen Playstation Plus-Struktur auf und ist seitdem im Premium-Abo erhältlich.

Yoshida wies gegenüber der Financial Times auf die kostspielige Ineffizienz beim Cloud-Gaming hin: So liefen die Server die meiste Zeit des Tages im Leerlauf, bevor sie gegen Abend hohen Datenverkehr bewältigen müssten. Die Zeit, in denen die Server nicht oder wenig beansprucht wurden, habe Sony genutzt, um GT Sophy lernen zu lassen, wie man menschliche Spieler in Gran Turismo schlagen kann.

Viele Spieler seien noch nicht bereit, auf Cloud-Gaming umzusteigen, und hielten an High-End-Gaming-PCs oder Konsolen fest, auch aufgrund der Latenzen und erforderlichen Geschwindigkeit bei der Internetanbindung, die gerade in kompetitiven Spielen wichtig ist. Single-Player-Spiele liefen bei Google Stadia relativ flüssig, trotzdem wurde der Dienst zu Beginn des Jahres eingestellt. Ein Jahr vorher stoppte auch die Telekom seinen Cloud-Dienst MagentaGaming und stellte ihn schließlich ein.

Anbieter wie Google und die Telekom hatten zusätzlich Probleme mit den Angeboten der Spielehersteller, die Ihre Titel etwa nicht auf Plattformen Dritter anbieten wollten. Microsofts starkes Geschäft im Cloud-Gaming-Bereich wird dem Xbox-Hersteller gerade zum Verhängnis bei der geplanten Übernahme von Activision Blizzard. Zwar hat die EU zuletzt grünes Licht gegeben, allerdings nur unter der Auflage, dass Titel wie "Call of Duty" zukünftig anderen Cloud-Gaming-Anbietern und Konkurrenz-Systemen zur Verfügung gestellt wird. Die britische Kartellbehörde CMA blockierte den Deal, weil Microsoft im Gegensatz gegenüber den EU-Behörden die Bedenken im Cloud-Gaming-Sektor nicht ausräumen konnte.

Sony und Microsoft streiten sich seit der Bekanntmachung über die geplante Übernahme speziell um "Call of Duty", gegenüber der Financial Times wollte sich Yoshida aber nicht zu dem den Deal äußern. Sony würde trotz der Übernahme als Spielentwickler noch vor Microsoft stehen.

Microsoft Präsident Brad Smith will im Rahmen der London Tech Week, auf der er einen Vortrag über KI hält, auch mit der CMA sprechen und seine Enttäuschung über die Entscheidung zur Blockade der Übernahme Activision-Blizzards zum Ausdruck bringen, berichtet Bloomberg. Zuvor hatte Smith die EU als besseren Standort für Unternehmen und Start-ups bezeichnet, was wiederum der CMA nicht passte, die den Deal blockiert. Microsoft könnte im Extremfall mit dem Rückzug Activisions vom britischen Markt reagieren. Soweit wird es vermutlich aber nicht kommen.

(bme)