Staaten verpflichten sich zu beschleunigtem Ausbau von Atomkraft

Zum Brüsseler Atomkraft-Gipfel verpflichten sich gut 30 Staaten zu neuen AKW und Laufzeitverlängerungen. Greenpeace spricht von einem "nuklearen Märchen".

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Politiker posieren vor Brüssels Atomium

Gruppenfoto mit Politikern und Atomium.

(Bild: Europäischer Rat)

Lesezeit: 2 Min.

"Wir verpflichten uns dazu, das Potenzial der Nuklearenergie voll auszuschöpfen." Das erklären 30 Staaten anlässlich des Atomenergie-Gipfels in Brüssel. Sie wollen nicht nur neue Atomkraftwerke bauen, sondern auch die Laufzeit bestehender AKW verlängern. Das sei unerlässlich, um CO₂-Emissionen zu verringern, heißt es in der Erklärung der Europäischen Atomallianz.

An dem Treffen in Brüssel nahmen unter anderem Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, den Niederlanden und Polen sowie hochrangige Vertreter aus den USA, China und Japan teil. Zur Eröffnung des Gipfels hatte bereits EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen darauf hingewiesen, dass Atomkraft eine Option sei, um weniger Treibhausgase auszustoßen.

Wie von der Leyen wiesen auch die Staaten in ihrer Erklärung auf nötige Investitionen hin. Internationale Finanzinstitutionen wie die Weltbank sollten Atomprojekte verstärkt unterstützen. Alternative Energieträger würden aus ihrer Sicht von Entwicklungsbanken bislang bevorzugt behandelt. Deutschland, das den Atomausstieg vollzogen hat, nahm nicht an dem Treffen teil, das von einem Protest der Umweltorganisation Greenpeace begleitet wurde.

In Brüssel werde "das Märchen einer allmächtigen Energie aufrechterhalten", meinen die Umweltaktivisten. Atomkraft sei die schlechteste Wahl für eine kohlenstoffarme Zukunft. Die gesamte Energiewende werde durch lange Entwicklungs- und Bauzeiten von AKW und neuer Atomtechnik wie SMR nur verlangsamt.

Greenpeace-Aktivisten verpassen dem Konferenzgebäude ein Button: "Nuclear Fairytale".

(Bild: Greenpeace)

Um die weltweite Atomkraft-Kapazität zu verdreifachen, müssten zwischen 2040 und 2050 jedes Jahr mehr als 70 große Reaktoren in Betrieb genommen werden, erläuterte Greenpeace. Dabei seien in den vergangenen drei Jahren weltweit etwa 20 hinzugekommen. Darüber hinaus seien die Kosten für neue Kernreaktoren fast viermal so teuer wie für Windenergie.

Weltweit sind der Internationalen Atomenergiebehörde zufolge 415 Reaktoren zur Stromproduktion in Betrieb. Bereits bei der Weltklimakonferenz Ende vergangenen Jahres hatten rund 20 Staaten angekündigt, die Kapazitäten zur Atomenergieerzeugung bis 2050 zu verdreifachen.

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Die weltweite Atomindustrie begrüßte die in Brüssel abgegebene Erklärung. Auch sie wies auf das Problem der Finanzierung hin und forderte in einer eigenen Erklärung, sicherzustellen, dass internationale Finanzinstitute die Atomenergie in ihre Investitonsportfolios aufnehmen können.

(anw)