Streit geht weiter: Elon Musk will NPR den Twitter-Account wegnehmen

Nach einem Streit über die Auszeichnung von Medienanstalten auf Twitter ist der US-Sender NPR da inaktiv. Nun hat Elon Musk gedroht, den Account weiterzugeben.

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(Bild: kovop58/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Nachdem NPR aufgehört hat, seine mehr als 50 Konten bei Twitter zu befüllen, hat Twitter-Chef Elon Musk nun damit gedroht, den Hauptaccount "einer anderen Firma" zuzuschlagen. Das berichtet der öffentlich finanzierte US-Sender unter Berufung auf E-Mails des US-Milliardärs. Die unfreiwillige Weitergabe etablierter Konten an Dritte dürfte ernsthafte Risiken haben, dass Unbefugte diese nachahmen und den Ruf von Unternehmen gefährden, schreibt NPR. Deren Hauptaccount hat fast neun Millionen Follower auf Twitter. Eine Professorin spricht gegenüber NPR von einer "außerordentlichen Drohung". Die ist nur eines von mehreren Anzeichen dafür, dass bei dem sozialen Netzwerk weiterhin keine Ruhe einkehrt.

Seinen Ausgang hatte der Konflikt zwischen Musk und NPR genommen, als der US-Milliardär den NPR-Account mit der Auszeichnung als staatlich kontrollierte Medienorganisation in eine Reihe etwa mit der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua oder dem Kreml-TV-Sender Russia Today gestellt hatte. Nach Kritik war die Auszeichnung zwar geändert worden, NPR hatte aber alle Twitter-Aktivitäten eingestellt. In einer unaufgeforderten E-Mail habe Musk nun einen NPR-Reporter gefragt, ob NPR wieder posten werde oder ob man den Account einer anderen Firma geben solle. Mit inaktiven Accounts würde man so verfahren. Inaktiv heißt laut Twitter aber, dass sich nicht einmal im Monat eingeloggt wird, vom Absetzen von Tweets ist nicht die Rede.

Sollte der angedrohte Schritt ein Anzeichen dafür sein, was auf Twitter bevorsteht, könnte eine noch viel schnellere Flucht von Medien bevorstehen, meint Emily Bell, die sich als Professorin an der Columbia Journalism School mit sozialen Netzwerken beschäftigt. Nach NPR hatten auch PBS und die kanadische Rundfunkanstalt CBC angekündigt, die Aktivitäten auf Twitter einzustellen. In Deutschland will die ARD das Engagement auf Twitter herunterfahren. Musk attackiert seit langen etablierte Medien und hat sogar schon gezielt Journalisten ausgesperrt. Die Drohung gegen NPR sei abschreckend für Unternehmen, da sie andeute, dass man sich den Launen Musks fügen müsse, um seine Marke auf Twitter zu schützen, zitiert einen NPR einen anonymen Ex-Manager von Twitter.

Der neuerliche Streit mit NPR ist nur ein neues Anzeichen dafür, dass bei Twitter keine Ruhe einkehrt. So waren am Wochenende wiederholt aktuelle Kinofilme wie "The Super Mario Bros. Movie" und "Avatar: The Way of Water" veröffentlicht und stundenlang nicht gelöscht worden. In einem Fall wurde ein Film so über neun Millionen Mal angesehen, schreibt The Verge. Hintergrund dürfte sein, dass bei Twitter inzwischen einfach zu wenige Leute verbleiben, die solche Beiträge löschen, während gleichzeitig die maximale Länge für geteilte Videos verlängert wurde. Die dünne Personaldecke könnte auch dafür verantwortlich sein, dass es am 1. Mai wieder vermehrt technische Probleme auf der Seite gab: Laut Techcrunch wurden viele Nutzer und Nutzerinnen wiederholt einfach ausgeloggt.

Eingelenkt hat Twitter derweil in einem Konflikt mit US-Diensten, die über den Mikrobloggingdienst wichtige Informationen verbreiten. Wegen der inzwischen erhobenen Kosten für den API-Zugriff hatte etwa die New Yorker Verkehrsgesellschaft angekündigt, darüber keine aktuellen Bekanntgaben verbreiten zu können. Ähnlich hatte sich der US-Wetterdienst geäußert. Als Konsequenz hat Twitter nun angekündigt, dass "verifizierte Regierungsstellen" oder Dienste in "öffentlichem Besitz" weiterhin kostenlos auf die API zugreifen können, um etwa Wetterwarnungen und Notfallhinweise dort posten zu können. Die Metropolitan Transportation Authority aus New York hat darauf angekündigt, dass man die Optionen jetzt prüfen werde.

(mho)