Studie: KI als Jobkiller ist schlecht für die Wirtschaft

In Großbritannien könnte KI bis zu acht Millionen Jobs kosten, besagt eine Studie. Doch es gibt auch ein Best-Case-Szenario.

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Entlassener Angestellter mit Habseligkeiten in Papierbox

(Bild: Andrey_Popov/Shutterstock.com)

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Dass Künstliche Intelligenz eine disruptive Technologie ist, kann man inzwischen wohl als Binsenweisheit bezeichnen. Wie aber genau die Auswirkungen aussehen werden, darüber streiten Experten. Eine neue Studie besagt nun, KI könnte alleine in Großbritannien acht Millionen Jobs kosten. Am stärksten betroffen wären in diesem Worst-Case-Szenario als erstes Frauen, junge Menschen und Menschen mit geringem Einkommen.

"Generative KI kann durch ihre Auswirkungen auf die Lohn- und Vermögensungleichheit und die potenzielle Verdrängung von Arbeitsplätzen zu einem wirtschaftlichen Umbruch führen. Mit anderen Worten: Es wird Gewinner und Verlierer geben", steht in der Einleitung der Untersuchung des Institute for Public Policy Research (IPPR), über die zunächst der britische Guardian berichtet hat. Die Forscher gehen davon aus, dass schon in den kommenden drei bis fünf Jahren KI zahlreiche Jobs gefährden und Menschen ersetzen könnte. Zu den Aufgaben, die automatisiert werden könnten, zählen vor allem administrative Tätigkeiten und Einsteigerjobs. Als Beispiele werden Routineaufgaben genannt, wie das Verwalten von Datenbanken, Bestandsaufnahmen, Kundenservice und klassische Aufgaben eines Sekretariats. In diesen Berufsfeldern gibt es derzeit mehr Frauen als Männer, sowie jüngere und schlechter bezahlte Menschen, deshalb sind sie zunächst auch stärker betroffen. In einem zweiten Schritt könnte KI dann auch Aufgaben übernehmen, die heute besser bezahlt sind: etwa das Erstellen von Datenbanken, Texten oder im Grafikdesign.

Insgesamt sind derzeit laut Studie elf Prozent der 22.000 verschiedenen Tätigkeiten in der Volkswirtschaft durch KI bedroht. Sollte KI weitere Fähigkeiten dazugewinnen, könnte der Anteil sogar auf 59 Prozent steigen, besagt die Untersuchung. Ob überhaupt und wann solche Fortschritte erreicht werden, ist dabei aber völlig offen. KI entwickelt sich nicht linear, es hat nach Jahren der sehr kleinen Schritte zuletzt mit den Fähigkeiten der Großen Sprachmodellen auch einen sehr großen Sprung gegeben. Wann es weitere Durchbrüche gibt, wird sich erst zeigen müssen.

Das schlimmste Szenario der Studie, in dem mit der zweiten Welle insgesamt knapp acht Millionen Jobs von KI übernommen werden, hätte laut Untersuchung allerdings noch weitreichendere Folgen: Das Wirtschaftswachstum würde auf null Prozent sinken. Es gäbe demnach keine Produktivitätssteigerungen mehr.

Dagegen besagt das Best-Case-Szenario, KI könne den Menschen auch bei ihren Tätigkeiten helfen. Dann würden keine Jobs verloren gehen und das Bruttoinlandsprodukt könnte um bis zu 13 Prozent steigen. Ein als sehr wahrscheinlich eingestuftes Szenario geht davon aus, dass etwa vier Millionen Arbeitsplätze verloren gehen und die Wirtschaft um gute sechs Prozent wächst. Dafür müsse KI korrekt eingesetzt werden, wird in dem Artikel des Guardian der Studienleiter Carsten Jung zitiert. KI sei ihm zufolge auf jeden Fall ein "Gamechanger", Regierungen, Arbeitgeber und Gewerkschaften müssten Entscheidungen treffen. Neue Technologien seien kein Schicksal, dem man sich ergeben müsse. In der Studie schlagen die Autoren denn auch vor, dass die Transformation begleitet werden müsse, beispielsweise Verluste bei Geringverdienern aufgefangen und neue Jobs geschaffen.

(emw)