Super-Bowl-Werbespot nennt Tesla FSD "gemeingefährlich", Fans verteidigen Musk

Teslas "Auto Pilot" steht nach Unfällen in den USA unter amtlicher Beobachtung. Ein Fernsehclip während der Super-Bowl nannte den Modus "gemeingefährlich". ​

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Unfall eines Tesla

Unfall eines Tesla im März 2021 (ohne "Autopilot").

(Bild: South Brunswick Twp Police Department)

Lesezeit: 3 Min.

Die Berichterstattung über den 58. Super Bowl hat es bereits im Vorfeld bis nach Europa geschafft, vor allem wegen einer von den Republikanern gefürchteten Einflussnahme von Taylor Swift auf die Wähler. Der mit dem Popstar liierte Travis Kelce spielt bei den Kansas City Chiefs, die die San Francisco 49ers erst in der Nachspielzeit besiegten. Das war spannend, politische Positionierungen blieben aber aus. Zum Aufreger hat es hingegen ein Spot gebracht, den der Softwareunternehmer Dan O‘Dowd im Zuge seiner Kampagne "The Dawn Project" laufen ließ. Es soll "Computer sicher für die Menschheit machen" und greift daher Tesla wegen seiner als Fahrautonomie verkauften, in Kundenhand aber offenbar unsicheren Technik an. Der 30-Sekunden-Clip nennt Teslas "Full Self Driving" (FSD) "lebensgefährlich".

Darin sollen Filmszenen zeigen, was passieren kann, wenn ein Tesla autonom unterwegs ist. In einer überfährt ein Tesla Model 3 ungebremst eine Puppe, die ungefähr so groß wie ein Kind ist, auf dem Zebrastreifen an der Schule. Eine weitere zeigt einen Beinahe-Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Fahrzeug, den der Fahrer durch einen Griff ins Lenkrad verhindern konnte. Gezeigt wurde auch, wie FSD Stoppzeichen eines Schulbusses nicht erkennt und ihn ohne zu verlangsamen überholte oder Einbahnstraßen in die verkehrte Richtung benutzt. Das Fazit lautet, FSD sei wegen seiner unausgereiften Technik eine Gefahr für die Allgemeinheit und werde dennoch als Ausstattung zu sicherem Fahren beworben, dem Namen nach sogar zu vollautonomem Betrieb. In den USA lässt Tesla seine Kunden FSD für 12.000 Dollar freischalten, obwohl es sich noch in einer Testphase befindet.

Seit seinem Erscheinen ist Teslas Autopilot stark umstritten, nachdem sich in den USA zahlreiche fatale Unfälle mit FSD ereignet haben. Eine Analyse der Daten der Straßenverkehrssicherheitsbehörde (NHTSA) durch die Washington Post ergab Mitte 2023, dass seit 2019 in den USA 736 Unfälle in Zusammenhang mit dem "Autopiloten" erfasst wurden. Mitte 2022, als die Behörden erstmals eine Teilbilanz veröffentlichten, zählten sie unter 17 tödlichen Unfällen drei, die eindeutig mit dieser Technologie in Zusammenhang standen. Tesla ist daher bereits seit Monaten Ziel offizieller Ermittlungen des US-Justizministeriums. Vorangegangen war eine Klage von Kaliforniens Fahrzeugbehörde California Department of Motor Vehicles (DMV) vom 6. August 2022, in dem die Behörde Tesla vorwirft, mit den Bezeichnungen der Fahrassistenzsysteme "Auto Pilot" und "Full Self Driving" die Kunden zu täuschen.

Fans des von Elon Musk begründeten Kults um die Elektroauto-Marke verteidigen derweil das auserwählte Produkt und Musk. Sie weisen auf der Plattform X, zu der Musk Twitter nach dessen Kauf gemacht hat, darauf hin, dass die Szenen in O’Dowds Spot gefälscht gewesen seien und der Clip den Marktführer bei autonomen Autos noch bekannter gemacht habe. Musk schloss sich mit einem Tränen lachenden Emoji an. Der Werbeclip soll nach Angaben des "The Dawn Project" gegenüber dem US-Fernsehsender CNN 598.000 US-Dollar gekostet haben. Ein 30-Sekünder hätte laut verschiedenen Medienberichten allerdings sieben Millionen Dollar kosten müssen. Eine Erklärung für diese Diskrepanz steht bis heute aus.

(fpi)