Telematik-Tarif der HUK-Coburg: Eine durchschnittliche Auto-Fahrt ist 14 km lang

Seit drei Jahren bietet die HUK-Coburg eine Kfz-Versicherung an, die sich an der Fahrweise bemisst. Die dafür installierten Sensoren werfen Daten ab.

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Ein Mann versucht, den Telematik-Tarif zu ergründen – leider während der Fahrt.

(Bild: Shutterstock)

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14 km lang ist die durchschnittliche Länge einer Fahrstrecke von Autofahrern, die einen Telematik-Tarif von HUK-Coburg abgeschlossen haben. Diese und andere Daten veröffentlichte die Versicherung anlässlich ihrer Bilanzpressekonferenz am Dienstag.

Den seit drei Jahren existierenden Tarif nutzen 2021 demnach 450.000 Menschen, 50.000 mehr als im Jahr davor. Diese kleben sich dafür einen Telematik-Sensor von innen an die Windschutzscheibe und installieren sich eine App auf ihr Smartphone. Der Sensor registriert die Fahrweise, also Daten zum Beispiel zu Geschwindigkeit, Beschleunigung sowie Brems- und Lenkverhalten. Über die App werden diese Daten an die HDD GmbH übermittelt.

Aus den 1136 Terabyte an Daten, die sich daraus angesammelt haben, liest die HUK-Coburg heraus, dass mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 49 km/h gefahren wird. 7,4 Milliarden gefahrene km teilen sich auf 528 Millionen Fahrten auf. Darin enthalten sind 4,7 Billionen Beschleunigungsdatenpunkte, 27.000 Schadensfälle registrierten die Sensoren.

Die Daten aller Fahrten werden anhand verschiedener Kriterien bewertet. Daraus ergibt sich ein Gesamtfahrwert zwischen 0 und 100 Punkten, 0 als Indiz für besonders riskantes Fahren, 100 Punkte gelten der HUK-Coburg als besonders sicher. Jedes Jahr am 30. September wird auf Basis des Gesamtfahrwertes der Folge-Bonus berechnet, aufgrund dessen sich der Beitrag zur Kfz-Haftpflichtversicherung und Kasko um bis zu 30 Prozent reduziert werden kann.

Ähnliche Tarife wie die HUK-Coburg bieten in Deutschland etwa die Allianz oder VHV an. Der Elektroautohersteller Tesla will in Deutschland selbst als Versicherer tätig werden. Dabei ist anzunehmen, dass er wie in den USA Daten aus der Telemetrie seiner Autos für die Berechnung der Beitragshöhe für die Versicherung verwenden will.

Der brandenburgische Datenschützer Sven Müller erläuterte gegenüber heise online, seinem Amt sei bewusst, dass die Verarbeitung von Telemetriedaten zum Zweck der Bemessung von Versicherungsprämien datenschutzrechtliche Risiken aufweisen könne. Bei der Beurteilung werde berücksichtigt, ob rechtliche Voraussetzungen eingehalten werden wie eine freiwillige Einwilligung, ausreichende Informationen über die Datenverarbeitung oder Bestimmungen über automatisierte Entscheidungen nach Artikel 22 der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

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Zudem müssen auch technisch-organisatorische Vorkehrungen getroffen werden, um die Risiken bei der Verwendung von Telemetriedaten zu minimieren. "Dazu können beispielsweise die Verschlüsselung der Kommunikation, die Verhinderung unbefugter Zugriffe oder auch eine Pseudonymisierung beziehungsweise die Trennung von Angaben zum Fahrverhalten von den eigentlichen Versicherungsdaten gehören", erläuterte Müller.

Die HUK-Coburg hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben insgesamt den Bestand an versicherten Fahrzeugen um gut 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 13,4 Millionen vergrößert. Der Bestand an E-Autos darunter wuchs von 78.000 auf gut 185.000; 120.000 davon werden rein elektrisch betrieben, 65.000 sind Hybride. Für Kfz-Schäden entstand der Versicherung im vergangenen Jahr ein Aufwand von 3,4 Milliarden Euro gegenüber 3,1 Milliarden im Jahr 2020.

(anw)