US-Krankenhaus schließt erstmals wegen eines Ransomware-Angriffs

Nach einer Ransomware-Attacke kann ein US-Hospital für Monate keine Gelder von Versicherungen und Behörden beantragen. Aus Finanzgründen macht es jetzt dicht.

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St. Margaret’s Health Krankenhaus in Spring Valley mit Parkplatz

Das St. Margaret’s Health Krankenhaus in Spring Valley in besseren Tagen 2018

(Bild: SMP Health)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Ein Krankenhaus im US-Bundesstaat Illinois wird am Freitag dieser Woche schließen und gibt einen Ransomware-Angriff als einen der Gründe an. Durch die Attacke wurden die Computersysteme des Hospitals 2021 lahmgelegt, sodass über Monate keine finanziellen Ansprüche an Versicherungen und staatliche Einrichtungen gestellt werden konnten, was zu finanziellen Schwierigkeiten führte. Nach Einschätzung von Experten ist es das erste Krankenhaus, das wegen eines Cyberangriffs dichtmacht.

Letzten Monat hatte der Betreiber des Krankenhauses "St. Margaret’s Health" in Spring Valley die Schließung in diesem Jahr bereits angekündigt. In einem Facebook-Video erklärte die Vorsitzende von SMP Health, denen auch ein Krankenhaus im benachbarten Ort Peru gehört: "Aufgrund einer Reihe von Faktoren, wie der Covid-19-Pandemie, dem Cyberangriff auf das Computersystem von St. Margaret's Health und einem Personalmangel, ist es unmöglich geworden, unseren Dienst aufrechtzuerhalten."

Die Bürgermeisterin von Spring Valley beklagt, dass Einwohner des Ortes bei Notfällen oder für Geburtshilfe nun eine halbe Stunde oder länger fahren müssen. Das Krankenhaus sei für 120 Jahre ein Eckpfeiler der Gemeinde gewesen, erklärt Melanie Malooley-Thompson in einem Facebook-Beitrag: "Die Schließung des Krankenhauses wird tiefgreifende Auswirkungen auf das Wohlergehen unserer Gemeinschaft haben." Man arbeite aber an neuen Wegen, um die Krankenversorgung in dem Gebiet aufrechtzuerhalten.

Cyberattacken auf Krankenhäuser sind keine Seltenheit. Kürzlich musste eines der größten Krankenhäuser in Barcelona nach einem Ransomware-Angriff hunderte Operationen absagen. Auch in Deutschland waren schon mehrere Spitäler betroffen. So hat eine Ransomware die IT des Klinikums Wolfenbüttel lahmgelegt und das Klinikum Lippe war gleichzeitig mit einer Uni und einer Presseagentur von einem Cyberangriff betroffen. Bereits 2016 hat ein Ransomware-Virus die IT des Lukaskrankenhauses in Neuss infiziert.

Die Ransomware-Attacke auf SMP Health erfolgte 2021 und verhinderte die Beantragung der Gelder von Versicherungen und staatlichen Stellen. "Es war verheerend", erklärt Linda Burt, Vizepräsident des St. Margaret’s Health Krankenhauses für Qualität und kommunale Dienste. "Wir waren mindestens 14 Wochen im Rückstand", sagte sie laut NBC News. "Und dann versuchst du, dich zu erholen. Es ist nichts herausgegangen. Keine Forderungen. Es ist nichts eingegangen. Es hat Monate und Monate und Monate gedauert."

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SMP Health besitzt ein weiteres Hospital im nahegelegenen Ort Peru, das bereits im Januar seine Tore geschlossen hat. Allerdings hat SMP mit einer anderen Gesundheitsorganisation der USA vereinbart, das Krankenhaus in Peru aufzukaufen und wiederzueröffnen. Bis es dazu kommt, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Eine Sprecherin erklärt, man arbeite daran so schnell wie möglich, aber es gebe keinen konkreten Zeitplan, wann die Pflegeleistungen wieder aufgenommen werden.

Cyber-Angriffe haben offenbar zunehmend auch Auswirkungen auf die Existenz von betroffenen Unternehmen. Ende vergangenen Jahres traf es in Deutschland etwa den traditionellen Fahrradhersteller Prophete. Dieser rutschte aufgrund einer Ransomware-Attacke in die Insolvenz.

(fds)