US-Netzbetreiber Verizon liebäugelt mit AOL

Neues Jahr, neues Gemunkel: Verizon ist angeblich an einer Übernahme oder einem Joint Venture mit dem Internetveteranen AOL interessiert. Der Telefonriese hat schielt dabei vor allem auf das Werbenetzwerk.

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US-Netzbetreiber Verizon liebäugelt mit AOL

(Bild: Wikimedia Commons/Jeran Renz/CC0)

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Der US-Telefonriese Verizon ist Medienberichten zufolge am Internetpionier AOL interessiert. Der Konzern erwäge eine Zusammenarbeit über ein Joint Venture oder einen Kauf, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet. Noch habe Verizon allerdings kein Angebot unterbreitet, eine Einigung sei auch nicht unmittelbar zu erwarten.

Dem Bericht zufolge hat es Verizon vor allem auf die AOL-Werbetechnik abgesehen. Diese könnte mit einer Videoplattform, an der Verizon offenbar arbeitet, zusammengebracht werden. Mit einer Übernahme bekämen allerdings auch die verschiedenen Online-Medien der AOL-Familie eine neue Heimat: Zum Netzwerk des Internet-Pioniers gehören unter anderem die reichweitenstarken Angebote TechCrunch und Huffington Post. Zuletzt hatte ein Investor versucht, Yahoo als möglichen Partner für AOL ins Spiel zu bringen.

[Update 18:50 Uhr: Verizon-CEO Lowell McAdam hat inzwischen etwas Luft aus den Spekulationen gelassen. Das Unternehmen führe keine Übernahmegespräche mit AOL und sei auch eher an Partnerschaften interessiert, sagte er laut Wall Street Journal am Dienstag. Berichte über konkrete Übernahmegespräche seien nicht richtig. Völlig desinteressiert ist er allerdings nicht: Es gebe verschiedene mögliche Partner für Verizon, sagte McAdam, darunter auch AOL.]

AOL hat eine turbulente Geschichte. Als Zugangsanbieter und Portalbetreiber ist das 1985 gegründete Unternehmen in den frühen 1990er Jahren erstmals in Erscheinung getreten. Den damaligen Marktführer CompuServe hatte AOL bald eingeholt und 1997 übernommen. Zu Anfang des Jahrtausends war das Unternehmen mit 30 Millionen Kunden eine Weile der größte Zugangsanbieter der Welt. 2000 kam das Joint Venture mit Time Warner, das sich als eines der größten Desaster der Internetgeschichte herausstellen sollte. Erst 2009 und nach einigen Fehlschlägen wurde diese sehr unglückliche Verbindung wieder geschieden.

Für viele Internetnutzer in den USA und auch hierzulande war AOL der erste Einstieg ins Netz. Erstaunlicherweise es das für Millionen US-Nutzer noch heute: Das Unternehmen verdient immer noch ganz ordentlich mit Zugangskunden. Im jüngsten dokumentierten Quartal, dem dritten des Jahres 2014, verzeichnete das Zugangsgeschäft von AOL einen Umsatz von 153 Millionen US-Dollar.

Zwar geht der Umsatz langsam zurück (um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), und auch die Abonnentenzahlen sinken (von 2,5 Millionen auf 2,27 Millionen Kunden). Doch zahlen die Kunden im Schnitt mehr: Der durchschnittliche Monatsumsatz pro Kunde stieg von 20,15 US-Dollar im Vorjahresquartal auf 21,35 US-Dollar. Dabei bleibt hinter den Zahlen verborgen, wie viele Abonnenten ihren Netzzugang längst woanders beziehen, aber trotzdem weiter zahlen. (vbr)