USA: Katholikenorganisation kauft App-Daten und findet Priester auf Grindr & Co.

Eine US-Organisation hat für Millionen US-Dollar App-Daten gekauft und katholische Priester gesucht, die Dating-Apps benutzen. Die wurden Bischöfen gemeldet.

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Person an Smartphone und Laptop mit mehreren Bibeln

(Bild: Doidam 10/Shutterstock.com)

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Eine katholische Organisation in den USA hat für mehrere Millionen US-Dollar Daten von Mobilfunk-Apps gekauft, um damit unter anderem Priester zu identifizieren, die schwule Dating- und Hookup-Apps benutzen. Das berichtet die Washington Post und ergänzt, dass die gefundene Daten an Bischöfe gegangen seien. Die Organisation "Katholische Laien und Klerus für Erneuerung" ("Catholic Laity and Clergy for Renewal") hat das Vorgehen bereits eingestanden, ihr Präsident hat es in einem Blogeintrag verteidigt. Man habe gegen kein Gesetz verstoßen und es den zuständigen Autoritäten überlassen, auf die Informationen zu reagieren. Zum Glück habe man kein illegales Verhalten – wie etwa Hinweise auf Kindesmissbrauch – gefunden, das hätte man sonst Strafverfolgungsbehörden gemeldet.

Die US-Zeitung spricht angesichts der Vorgänge von einer neuen Front im Kampf um Privatsphäre. Inzwischen könnten auch Privatpersonen und Organisationen anhand kommerziell verfügbarer Informationen die Standorte und Aktivitäten von anderen Menschen nachverfolgen. Das würde gegen keine Datenschutzgesetze in den USA verstoßen. Die Washington Post hat nach eigener Angabe zwei für Bischöfe vorbereitete Berichte eingesehen, für die Daten ausgewertet wurden, die aus den Jahren 2018 bis 2021 stammen. Die meisten Daten stammen demnach von Grindr, aber auch andere Apps, die vor allem von Schwulen benutzt würden, seien enthalten. Darin seien Hinweise auf Individuen gefunden worden, die mutmaßlich gegen das Zölibat verstoßen.

Die Weitergabe sensibler Nutzerdaten von Grindr ist schon länger ein Thema, 2021 war der Betreiber in Norwegen zu einer Strafe über fast 10 Millionen Euro verurteilt worden. Angemahnt worden war die Weitergabe der Daten an Werbekunden, ohne dass die Betroffenen dem zugestimmt hatten. Der Bericht aus den USA macht nun deutlich, was sich mit solchen Daten anfangen lässt. Nicht bekannt ist, welche Konsequenzen die interne Enthüllung für sie hatten. Die Washington Post weiß von keinen Rücktritten oder Entlassungen in dem Zusammenhang. Möglich sei, dass die Betroffenen nicht befördert oder in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurden, ohne dass sie die Gründe dafür kennen.

Einige Mitglieder von "Katholische Laien und Klerus für Erneuerung" waren der Zeitung zufolge schon an Vorgängen beteiligt, die 2021 zum Rücktritt eines hohen Verantwortlichen der katholischen US-Bischofskonferenz geführt haben, schreibt die Zeitung. Damals hatte ein Online-Newsletter berichtet, dass zugespielte Smartphone-Daten nahegelegt hätten, dass der Priester "fast täglich" bei Grindr angemeldet gewesen sei. Die Macher der Dating-App hatten dem widersprochen und behauptet, dass die Anwendung nicht die Grundlage der Daten sein könnten. Experten hatten dagegen von einem "komplett plausiblen" Szenario gesprochen. Bei Verantwortlichen für das Outing haben das jedenfalls wohl als Erfolg verbucht und in der Folge selbst solche Daten erworben, um gezielt zu suchen.

(mho)