Unsicherheit in IBM-Chipwerken wegen Verkaufsplänen

Lokale Zeitungen an den IBM-Standorten East Fishkill und Essex Junction in den USA berichten, dass die Verhandlungen mit Globalfoundries platzen könnten – möglicherweise hat das US-Militär Bedenken.

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Gebäude nahe der IBM-Fab East Fishkill

(Bild: Atreg)

Bisher haben sich weder IBM noch Globalfoundries zu den angeblichen Verhandlungen über einen Verkauf der Chip-Fabs von IBM geäußert. Doch an den Standorten East Fishkill (Dutchess County/New York) und Essex Junction (bei Burlington/Vermont) gibt es Verunsicherung unter den IBM-Mitarbeitern und bei Lokalpolitikern, die um Arbeitsplätze fürchten. Lokale Zeitungen wie Poughkeepsie Journal und Burlington Free Press – beide gehören zum gleichen Verlag – berichteten in den letzten Tagen, die vermuteten Verhandlungen seien ins Stocken geraten. Dabei berufen sie sich unter anderem auf Arbeitervertreter der Alliance@IBM.

Am vergangenen Wochenende schaltete Globalfoundries Stellenanzeigen für die neue Riesen-Fab 8 im Bundesstaat New York in den beiden erwähnten Zeitungen. Das führte zu Spekulationen, ob Globalfoundries Entlassungen nach dem Kauf der IBM-Werke plane oder ob man damit Druck auf den vermuteten Verhandlungspartner IBM ausüben wolle, indem man gute Mitarbeiter abwirbt. Laut einem Bericht des Poughkeepsie Journal ist aber die Zahl der IBM-Mitarbeiter im Dutchess County im vergangenen Jahr ohnehin um etwa 10 Prozent gefallen.

Joanne Itow von Semico Research spekuliert darüber, dass die US-Regierung den Verkauf der IBM-Fabs an arabische Eigner untersagen könne: Die Fabs in East Fishkill und Burlington stehen auf der Liste des "Trusted Foundry Program" des US-Verteidigungsministeriums. Damit will sich das US-Militär beim Einkauf von Waffen und anderen Systemen vor Produktfälschungen und Spionage schützen und sicherstellen, dass sich wichtige "Mission Critical"-Komponenten im eigenen Land fertigen lassen. Ähnliche Ziele stehen sicherlich auch hinter den Bestrebungen von China und Russland zur Entwicklung eigener Prozessoren mit MIPS- beziehungsweise ARM-Technik.

Bisher steht Intel nicht auf der öffentlichen Trusted-Foundry-Liste, doch einige der neuen Foundry-Kunden von Intel entwickeln auch sogenannte Verteidigungselektronik (Defense Electronics). Die Firma Atessa wirbt ausdrücklich damit, Embedded Systems mit Intel-Technik für das Militär zu entwickeln. Und Hersteller wie Xilinx haben FPGAs und ARM-SoCs speziell für militärische Anwendungen sowie die Luft- und Raumfahrt im Programm. Die "Trusted Foundry"-Fertigung trägt wohl auch dazu bei, dass die PowerPC-Mikroarchitektur in der US-Rüstungstechnik noch recht weit verbreitet ist. (ciw)