Virtuelle Welten: EU beansprucht Führungsrolle im Metaverse

Die EU soll laut einer Strategie aus Brüssel ein "wichtiger Akteur in den entstehenden Märkten" rund ums Metaverse werden. Geplant ist etwa ein "Citiverse".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 30 Kommentare lesen

(Bild: StudioProX/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die EU-Kommission sich hat am Dienstag eine neue Strategie für das "Web 4.0" und virtuelle Welten verständigt. Die Entwicklung des Metaverse und der längerfristige Übergang zur nächsten Webgeneration böten "neue Wachstumsmöglichkeiten für europäische Unternehmen", teilte die Kommission mit. Zudem könnten sichere und vertrauenswürdige Anwendungen entstehen, mit denen Menschen arbeiten und sich vernetzen. Die EU solle daher "jetzt handeln, um ein wichtiger Akteur" in diesem Bereich zu werden. Dabei müssten "die Werte und Grundrechte der EU" gewahrt werden.

Das Web 4.0 beruht laut der Definition der Kommission auf "künstlicher und umgebungsgesteuerter Intelligenz, dem Internet der Dinge, vertrauenswürdigen Blockchain-Transaktionen, virtuellen Welten" und Fähigkeiten im Bereich der "erweiterten Realität" (XR). Damit könnten "digitale und reale Objekten und Umgebungen" geschaffen werden.

Auch wenn aktuelle Entwicklungen wie das Metaverse von Meta oder Apples Headset Vision Pro von US-Konzernen kommen, könnte die EU aufgrund "ihres Binnenmarkts, ihrer industriellen Basis, ihrer reichen und vielfältigen Kultur und kreativen Inhalte" sowie "ihres Innovationsgeistes in Kerntechnologie" mittelfristig "die Nase vorn" haben.

"Derzeit gibt es kein EU-Ökosystem, das die verschiedenen Akteure der Wertschöpfungskette virtueller Welten und des Web 4.0 zusammenbringt", muss die Kommission mit Blick auf die Gegenwart einräumen. Sie schlägt daher eine Partnerschaft mit dem Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa, "um Spitzenleistungen in der Forschung zu fördern" und einen "industriellen und technologischen Fahrplan" aufzustellen.

Für die öffentliche Verwaltung will die Kommission ein "Citiverse" auf den Weg bringen: eine immersive städtische Umgebung für Stadtplanung und Städtemanagement. Zweite Leitinitiative im Behördenbereich ist ein "virtueller Zwilling des Menschen". Er soll den menschlichen Körper nachbilden, um die klinische Diagnose und personalisierte Behandlungsmethoden zu unterstützen.

Um zu gewährleisten, dass virtuelle Welten "nicht von einigen wenigen großen Akteuren dominiert werden", will die Kommission mit Experten im Bereich der Internet-Regulierung weltweit zusammenarbeiten und "Web 4.0-Standards im Einklang mit den Zielen und Werten der EU fördern". Zudem will sie bis zum ersten Quartal 2024 Leitlinien für die breite Öffentlichkeit im Web 4.0 in Form eines Instrumentariums für die Bürger entwickeln.

EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton betonte, Europa werfe seinen Hut in den Ring, "um im Web 4.0 und in den virtuellen Welten weltweit führend zu werden". Sachverständige erinnerten unlängst bei einer Anhörung im Bundestag daran, dass das Metaverse ursprünglich Neal Stephenson 1992 mit Snow Crash als Dystopie einführte und dieses bislang "kapitalistische Strukturen" repliziere. Es handle sich teils um "toxische" Technologien. Der IT-Verband Bitkom begrüßte nun aber, dass die Kommission "rund um das Metaverse eine Chancendebatte eröffnet".

(vbr)