Vorstellung VW ID.7 Tourer: Der nächste E-Kombi naht

Auf einen Kombi mit E-Antrieb haben viele europäische Kunden gewartet. Nun kann das auch VW liefern. Ein Auto für jedermann wird der ID.7 Tourer aber nicht.

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VW ID.7 Tourer

(Bild: VW)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Der Kombi ID.7 Tourer ist die elektrische Alternative zum Passat Variant, der mit Diesel, Benzinern sowie als Plug-in-Hybrid angeboten wird. Der ID.7 Tourer hat den elektrischen Antriebsstrang APP550 und zu Beginn 210 kW Motorleistung, 545 Nm Drehmoment und Heckantrieb. Volkswagen bietet zwei Traktionsbatterien an: Den ID.7 Tourer Pro mit 77 kWh (brutto 82 kWh) Energieinhalt sowie den Tourer Pro S mit 86 kWh (brutto 91 kWh). Die Homologation ist noch nicht finalisiert. VW prognostiziert für den Pro S 685 km Reichweite. Im März soll die Allradversion GTX präsentiert werden.

Der VW ID.7 Tourer bekommt einen Routenplaner mit automatischer Vorkonditionierung. Die Traktionsbatterie wird für den Ladestopp gezielt geheizt oder gekühlt. Das ist die Voraussetzung, um die maximale Ladeleistung von 200 kW im Pro S (Pro: 175 kW) in der Praxis bei allen Wetterbedingungen zu erreichen. Der Fahrer kann die Vorkonditionierung auch manuell aktivieren. Für den Hub von zehn auf 80 Prozent reklamiert Volkswagen eine Zeit von "deutlich unter 30 Minuten".

Unabhängig von der Antriebsart ist der ID.7 Tourer ein großes Auto: Er ist 4,96 m lang, ohne Außenspiegel 1,86 m breit und 1,54 m hoch. Mit diesen Ausmaßen bleibt er noch etwas unter dem gerade vorgestellten BMW i5 Touring, dessen Einstiegspreis bei mehr als 70.000 Euro liegt. Das Kofferraumvolumen beträgt mit den Rückenlehnen in der aufrechten Cargo-Position 605 Liter und maximal 1704 l. Zum Vergleich: Bei ähnlicher Verkehrsfläche und etwa fünf Zentimeter weniger Höhe fasst der 2023 vorgestellte Passat Variant 690 bis 1920 l. Auch die maximale Ladefläche ist beim Passat mit 2,02 zu 1,95 m etwas länger. Ein Vorteil bei der Raumökonomie zugunsten des Elektroautos ist hier nicht erkennbar; das Gegenteil ist der Fall.

Der VW ID.7 Tourer hat eine umfangreiche Serienausstattung. Erwähnenswert, weil über das klassenübliche hinausgehend, ist zum Beispiel das Augmented Reality Head-up-Display. Neu ist unter anderem, dass auch die Navigationsdaten aus dem Mobiltelefon (Android Auto oder Apple CarPlay) darin integriert werden können. Das System hatte bereits in frühen ID.3 überzeugt, jetzt ist es weiterentwickelt und ausgebaut worden. Außerdem setzt der ID.7 Tourer bei der Spracherkennung namens IDA auf ChatGPT. Ob sich daraus ein Mehrwert ergibt, wird die Praxis zeigen.

VW ID.7 Tourer Innenraum (5 Bilder)

Das kleine Kombiinstrument wird durch das serienmäßige Augmented Reality Head-up-Display ergänzt. Dieses System hat bereits im frühen ID.3 überzeugt und wurde jetzt weiterentwickelt. (Bild: VW)

Gegen Aufpreis ist ein Panoramadach zu haben, bei dem die PDLC-Schicht (Polymer Dispersed Liquid Crystal) entweder das Licht durchlässt oder elektronisch auf blickdicht geschaltet werden kann. Während im Sommer die Sonneneinstrahlung draußen bleibt, wird im Winter die Wärme im Innenraum durch eine reflektierende Beschichtung besser gehalten, verspricht VW. Das typische Kältegefühl, das Glasdächer ohne Rollo ausstrahlen, soll es also nicht geben. Leider lässt sich das Panoramadach, anders als im Passat Variant, nicht öffnen.

Wichtig für einen streckentauglichen Pkw sind die Assistenzsysteme: Der Travel Assist im ID.7 Tourer ist zum Connected Travel Assist mit Onlinedaten erweitert worden. Diese neuste Version unterstützt etwa den Spurwechsel und soll insgesamt harmonischer und sanfter regeln als die Systeme im bisherigen Passat. Interessant ist auch der Park Assist Plus mit Memoryfunktion, der das Einparken zum Beispiel in den eigenen Carport automatisch erledigt.

Volkswagen hat noch keine Preise für den ID.7 Tourer veröffentlicht. Der ID.7 in der Schrägheckversion startet wegen der aktuellen Rabattaktion bei 52.235 statt 56.995 Euro. Für die Gewerbekunden wäre es gut, wenn der Bruttolistenpreis für den ID.7 Tourer unter 60.000 Euro liegt: Ab dieser Marke steigt die Versteuerungspauschale des geldwerten Vorteils der Privatnutzung von Dienstwagen von 0,25 auf 0,5 Prozent. Zwar diskutiert die Bundesregierung über eine Anhebung auf 70.000 oder mehr Euro, es gibt aber derzeit dazu noch keinen Beschluss. Für den Absatz des ID.7 Tourer könnte das eine entscheidende Frage werden, denn schon bisher vermittelte VW seine großen Kombis hierzulande zu rund 90 Prozent an gewerbliche Kunden.

VW ID.7 Tourer außen (5 Bilder)

Preise für den ID.7 Tourer nennt VW noch nicht; der ID.7 in der Schrägheckversion startet wegen der aktuellen Rabattaktion bei 52.235 Euro. (Bild: VW)

Zum Vergleich mehrere Stichproben aus der Preisliste des Passat Variant: Bei 39.995 Euro geht es los. Alle Passat haben ein Automatikgetriebe, einen adaptiven Tempomaten und Spurhalteassistenten. Der günstigste B9 mit Dieselmotor kostet 48.495 Euro. Für diese Antriebe gilt die bekannte Bemessungsgrundlage von einem Prozent monatlich bei der Dienstwagensteuer. Zwei Plug-in-Hybride sind angekündigt, aber noch nicht im Konfigurator zu finden. Sie würden unter die 0,5-Prozent-Besteuerung fallen.

Der Passat wird ausschließlich als Variant angeboten und nicht mehr im Werk Emden, sondern in Bratislava gefertigt. Der neue Ostfriese ist der ID.7 Tourer. Einmal mehr findet der Realitätstest statt: Sind die Kunden bereit für das ID-eigene Design, oder wollen sie eigentlich lieber einen elektrischen Passat mit der klaren und klassischen Formensprache? Der Unterschied in der Gestaltung ist hier deutlich geringer als der zwischen ID.3 und Golf. Den traditionsreichen Namen Variant jedenfalls sollte Volkswagen auch in Zukunft nicht aufgeben.

(mfz)