Fahrbericht Audi A7 55 TFSI

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Einen großen Beitrag zum sehr positiven Fahrgefühl des A7 leistet die Allradlenkung, wie man sie bereits vom Porsche 911 Turbo und dem technisch verwandten Porsche Panamera, kennt. Bis zu 60 km/h lenken die durch Stellmotoren gesteuerten Hinterräder gegenläufig zur Vorderachse. Dadurch lenkt der A7 ein und der Wendekreis verringert sich um bis zu 1,1 Meter. Das ist nicht nur im Stadtverkehr beim Rangieren deutlich spürbar, sondern sorgt insbesondere auf der Landstraße in engen Kurven für ein überraschend neutrales und dynamisches Fahrverhalten.

Oberhalb von 60 km/h lenken die Hinterräder in der Regel parallel, wodurch sich der Radstand virtuell verlängert und die Fahrstabilität steigt. Bis zu 120 km/h kann das System abhängig vom Fahrmodus und der Fahrsituation selbstständig entscheiden und lenkt bei flotterer Landstraßenfahrt auch oberhalb von 60 km/h häufiger mal gegenläufig. Gerade die Kombination aus selbstsperrendem Torsen-Mittendifferenzial und dem optionalen Audi-Sportdifferenzial, einer aktiven, elektronisch geregelten, mechanischen Quersperre an der Hinterachse, wird der A7 so zu einem überraschend dynamischen Kurvensezierer. Höchstens das taube und etwas nichtssagende Gefühl der Lenkung schmälert den Fahreindruck.

„The Future is now!“ – so ein bisschen zumindest

Anzufassen und zu erleben gibt es im A7 tatsächlich eine ganze Menge, ausprobieren lässt sich davon in zwei Tagen leider nicht alles – auch weil einiges im Rahmen der Fahrveranstaltung nicht zur Verfügung stand. Die Möglichkeit, den A7 etwa per NFC-Smartphone zu entsperren, wird man erst hierzulande ausprobieren können. Schade ist aber auch, dass nach vollmundigen Ankündigungen im letzten Jahr nun doch nur eine überschaubare Bandbreite an echten Neuerungen verfügbar ist. Auf Nachfrage, ob es denn für Kunden mit der vollen Hardwareausstattung ein Softwareupdate geben wird, bekommt man eher verhaltene Antworten. Nichts genaues weiß man nicht. Oder will man noch nicht sagen.

Da allerdings im gefahrenen Testwagen trotz Hardwarevollausstattung der „Audi AI“-Knopf in der Mittelkonsole fehlte und ich einfach mal die Behauptung wage, dass unsere Premiumhersteller den Vorteil von nützlichen Over-the-Air-Featurefreischaltungen noch nicht verstanden haben, darf man davon ausgehen, dass frühe Käufer des A7 nicht in den Genuss der angekündigten AI-Funktionen kommen werden. Und nein, dass BMW plant, Motorleistung oder Apple CarPlay im Abo zu horrenden monatlichen Gebühren aktivierbar zu machen, zeigt nicht, dass BMW dieses Thema verstanden hätte – eher im Gegenteil.

Ein wenig Lob darf man Audi durchaus dafür aussprechen, wie durchdacht die Displays in die gesamte Benutzererfahrung integriert wurden. Die Displays lassen sich unter anderem dank des simulierten haptischen und akustischen Feedbacks und der durchdachten Handablage gut bedienen und sind auch bei kräftigster Mittagssonne stets problemlos ablesbar gewesen. Einzig wirklich nennenswerter Nachteil sind sicherlich die unschönen Fett- und Staubspuren auf den Displays, die sich auch auf der schwarzen Klavierlackleiste auf der Beifahrerseite weiterführen, welche aber erst für die so feine optische Integration der Displays ins Interieurdesign sorgt und den A7 von innen zu einem Auto werden lässt, das tatsächlich erstaunlich nah an typisch futuristischen Messestudien ist. Markteinführung ist Anfang März. (fpi)