Test: BMW X3 20d

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Monetär trennen die beiden Welten. Der X3 20d ist ab 47.600 Euro zu haben, der etwas besser ausgestattete 30d ab 56.400 Euro. Ob er die knapp 9000 Euro mehr wert ist, wird jeder anders beurteilen. Nüchtern betrachtet bietet schon der kleine Motor weit mehr, als man braucht, doch wer kauft in dieser Klasse schon nach rationalen Gesichtspunkten einen X3? Wer zwischen beiden schwankt, sollte sich eine Probefahrt mit dem großen Motor gut überlegen, denn der teure Sechszylinder ist verführerisch – die Aussicht, schlussendlich ihn zu wählen, erscheint reizvoll.

Mehr Bedarf

Der große Motor verbraucht natürlich auch mehr, dies sei an dieser Stelle nicht verschwiegen. Im Test waren es auf der Landstraße zwischen 0,7 bis einen Liter, die sich der Sechszylinder zusätzlich gegönnt hat. Den Vierzylinder haben wir dort mit minimal 5,7 Litern bewegt, im gesamten Schnitt waren es 7 Liter. Beide wären wohl mit einer weniger üppigen Bereifung etwas sparsamer – die Testwagen waren mit 20-Zoll-Felgen und dazu passenden, breiten Reifen versehen. Bei der Abgasnachbehandlung gibt es keine Unterschiede. BMW setzt in beiden auf eine Kombination aus Speicher- und SCR-Kat.

Meine erste Runde in einem X3 ist mir lebhaft in Erinnerung geblieben. Es war ein frühes Modell der ersten Generation, und ich war einigermaßen erschrocken über Verarbeitung, Materialien und vor allem dem scheinbar von jeglicher Federung befreiten Fahrwerk. Davon ist die dritte Generation meilenweit entfernt, was kein Wunder ist, denn inzwischen gibt es ernstzunehmende Konkurrenz. Der X3 muss sich nicht nur ihrer erwehren, sondern auch den internen Gegnern stellen. Der erfolgreiche BMW X1 hat gerade Verstärkung durch den neuen X2 bekommen, der ernsthaft als „Sportler“ vermarktet wird. Beide haben maximal einen Allradantrieb zu bieten, bei dem die Hinterachse bedarfsgerecht zugeschaltet wird. Beim X3 ist es genau andersherum: Dort wird standardmäßig die Hinterachse angetrieben und die vordere nur situationsabhängig mit angetrieben.

Klassenunterschied

Der teure X3 demonstriert in diesem Bereich lässig einen Klassenunterschied. Der X1, den wir vor zwei Jahren in der Redaktion hatten, versetzte im Sportmodus in schnell angegangenen Autobahnkurven, weil diese Abstimmung viel stramm ausgelegt war. Der X3 wird niemals so hart, dass das Auto damit effektiv langsamer wird. Auch er ist bei Bedarf straff, allerdings nie hart, was ihn vom X1 unterscheidet.

Zudem beherrscht er den Komfortmodus besser: Es ist vor allem die mögliche Bandbreite zwischen komfortabel und straff, die, ähnlich wie beim aktuellen 5er, den X3 aus der Masse des Angebots heraushebt. Die Spanne ist nicht ganz so groß wie beim 5er, aber eben auch größer als bei vielen Konkurrenten, die weniger kosten. Dabei federt und dämpft er auch im Komfortmodus verbindlich, der „schiffige“ Eindruck eines DS7 bleibt ihm stets fremd. Der ähnlich große und teure Mercedes GLC ist insgesamt komfortabler ausgelegt als der X3, macht ihm aber bei der gefühlten Fahrdynamik nichts vor – was in diesem Segment nicht jeder als Nachteil empfinden wird. Näher in der grundsätzlichen Sprache der Ausrichtung kommt dem X3 der Audi Q5.

Gut gefallen hat mir auch die Lenkung im X3. Da die Vorderräder nur selten Antriebskraft mit auf die Straße übertragen müssen, agiert sie feinfühliger als im X1. Dort ist sie spürbar gedämpfter, hier bietet sie mehr Rückmeldung, was gerade bei forcierter Fahrweise angenehmer ist.

Zugelegt

Abseits von diesen Überlegungen hat der X3 mit dem Modellwechsel im vergangenen Jahr auch in anderen Bereichen zugelegt. Die Verarbeitung ist besser als zuvor und mit der im Urmodell in keiner Weise mehr zu vergleichen. Auch bei den Materialien investiert BMW sichtbar mehr als in den kleineren Modellen. Mein Kollege Christian meinte zwar, die Konfiguration erinnere ihn an eine Zahnarztpraxis mit Ikea-Möblierung. Doch das lässt sich ja leicht umgehen, BMW bietet eine reiche Auswahl.

Beim Platzangebot ist der Vorteil gegenüber dem rund 30 cm kürzeren X1 nicht ganz so groß wie erwartet, was kaum überrascht: Im X1 ist der Motor quer eingebaut, im X3 längs, was Platz kostet. Von der Raumfülle eines Skoda Kodiaq bleibt er ebenso weit entfernt wie vom Maßanzug eines BMW 3er. Alle drei sind ähnlich lang.