Missing Link: Nie mehr ins Ladengeschäft! Was für den Versandhandel spricht

Seite 3: Anekdoten

Inhaltsverzeichnis

(Bild: Joyseulay/Shutterstock.com)

Nun zu meiner eigenen unangenehmen Anekdote vor dem Hintergrund dieser statistischen Realität. Kurz vor Schließung des stationären Handels kaufte ich dort ein Paar Schuhe, denn ich empfinde es als Vorteil, ohne Verpackung mit passenden Schuhen herausgehen zu können, sofern solche im Regal standen. Den Aufpreis dafür zahle ich gern. Kontrastieren Sie die Verpackungsberge von mehreren Paar Schuhen aus dem Versandhandel zum Anprobieren. Die Schuhe zeigten sich beim ersten Gang als erschreckend rutschig bei Nässe. Ich hatte ein Paar wasserdichter Leichtstiefel erworben, die auf nassem Asphalt rutschen. Arglos wollte ich sie im Geschäft zurückgeben aufgrund dieses Mangels. Mich traf völlig unvorbereitet, dass der Händler sich eisern weigerte. Die Argumentation mit "Sachmangel" wollte er nicht gelten lassen, weil andere Kunden zufrieden seien. Ich malte mir kurz einen Rechtsstreit mit Gutachter aus, den ich vielleicht gewinnen könnte, vielleicht auch nicht, auf jeden Fall nichts, was sich für 200 Euro Streitwert lohnt. Ich verließ das Ladengeschäft (per Auto übrigens, um an den CO2-Footprint zu erinnern).

Doch war es überhaupt ein Sachmangel? Könnte es nicht auch eine Fehlkonstruktion sein, die mir in meinem professionellen Alltag schließlich ständig begegnet? Tatsächlich bestätigte der Schuh-Hersteller mir, dass diese Sohle auf nassem Asphalt rutschiger sei als a) alle billigeren Sohlen (etwa von Turnschuhen), aber auch b) als alle teureren Sohlen, etwa von Bergstiefeln. Warum man eine wasserrutschige Sohle an wasserdichte Stiefel baut, beantwortete der Hersteller nicht, ebensowenig die Frage, wie ein Kunde solche Sohlen erkennen könnte. Vielleicht folgt die Sohlenkonstruktion besonderen ökonomischen Zwängen, die es weder bei billigeren noch bei teureren Sohlen gibt. Richtig schlau scheint mir die Zusammensetzung "wasserdicht-nässerutschig" nicht.

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Weitere Indizien zur Fehlkonstruktion: Tags darauf riss die Schnüröse heraus (gut: das wenigstens ein eindeutiger Reklamationsfall) und noch einen Tag später erreichte mich ein Rundschreiben der Arbeitsschuhfirma Elten, die mein Schuhmodell aus dem Vertrieb nahm, weil zu oft die Sohlen abfallen. Fehlkonstruktionen, die bei gelegentlichen Wanderurlauben über die Garantiejahre halten können, fallen im professionellen Betrieb früher auf und raus. Und dennoch: Wenn der Händler nicht will, bleibt nur der teure, aufwendige Rechtsweg mit Gutachter, der dennoch auf einen ungewissen Ausgang hin spielt: Wenn die Sohle absichtlich so konstruiert ist, weisen Sie bitte einmal den Sachmangel nach, Herr Kläger! Wie rutschig ist zu rutschig? Das lateinische "Qualitas", von dem sich die deutsche "Qualität" ableitet, meint ja nur die (typische) "Beschaffenheit". Die kann ja durchaus zweifelhaft sein.