Upcycling: Photovoltaik auf dem Balkon realisieren

Seite 3: Voraussetzungen für kleine Anlagen

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Louis-F. Stahl und c't-Redakteur Christof Windeck testeten bereits im Jahr 2019 ein entsprechendes Gerät (PDF). Sie waren seinerzeit aber nur mäßig begeistert. Grundsätzlich ist das technische Prinzip gleich geblieben, aber viele Probleme von damals wurden gelöst:

  • Solarpaneele sind deutlich billiger und besser geworden. Aktuell hat ein Standardpanel (ca. 1,65 m × 1,0 m) eine Spitzenleistung von 300 Watt bis 420 Watt.
  • Für den Anschluss von Balkonsolargeräten gibt es seit 2017 die technische Norm VDE V 0100-551. Diese erlaubt Laien, also nicht nur Elektrikern, stromerzeugende Geräte in jedem Stromkreis normgerecht anzuschließen. In der Norm steht, dass Mikro-PV Geräte mit einer speziellen Energiesteckvorrichtung an das Hausnetz angeschlossen werden müssten.
  • Derzeit ist eine weitere Norm im Entwicklungsverfahren, die weitere Vereinfachungen bringen soll.
  • Die ebenfalls seit 2018 gültige VDE-AR-N 4105 verpflichtet Netzbetreiber, auch die Anmeldung von Steckdosen-Solargeräten mit bis zu 600 Watt durch Laien zu akzeptieren. Viele Netzbetreiber bieten auf ihrer Website entsprechende Formulare an oder akzeptieren sogar eine formlose Anmeldung.
  • Die Deutsche Gesellschaft für Solarenergie (DGS) definiert einen eigenen Sicherheitsstandard für den Betrieb und Aufbau der Anlagen.
  • Inzwischen haben etliche Elektriker das Thema auch auf dem Schirm und kennen die Normen.
  • In einigen Städten und Gemeinden gibt es Förderung für die Aufstellung von Balkonmodulen.
  • Das Amtsgericht Stuttgart hat in einem wegweisenden Urteil festgestellt, dass der Vermieter ein Balkonkraftwerk genehmigen muss, wenn es fachgerecht installiert wurde, optisch nicht störend und leicht rückbaubar ist. Natürlich dürfen von den Geräten keine Brand- oder andere Gefahren ausgehen und sie müssen sturmsicher angebracht sein. Es ist also für den Vermieter schwer, Gründe vorzubringen, die ein Verbot rechtfertigen (Amtsgericht Stuttgart AZ 37 C 2283/20).

Mit diesen Normen und den Sicherheitsstandards für Stecker-Solargeräte wird es vor allem für Mieter und Wohnungseigentümer deutlich einfacher, gegenüber Vermieter und Eigentümergemeinschaft zu argumentieren. Man betreibt hier eben nicht ein gefährliches Kraftwerk auf dem Balkon, sondern ein sicheres Gerät, vergleichbar mit anderen Haushaltsgeräten, welches auch noch einen eigenen kleinen Beitrag zur Energiewende leistet.

Balkonsolargeräte sind daher inzwischen breit auf dem Markt verfügbar. Wer sich ein neues Gerät kaufen will, der findet Empfehlungen und Marktübersichten online.

Auch das Thema Befestigung ist inzwischen gelöst. Auf dem Markt gibt es zahlreiche Anbieter, die Befestigungssysteme für nahezu alle Arten Balkongeländer oder das Dach anbieten.

Klar ist: Das Balkonsolargerät hilft uns, die Grundlast der Wohnung zu decken und vielleicht noch den Betrieb von Laptop oder kleineren Elektrogeräten. Aber alles, was Wärme erzeugt – Wasserkocher, Herd oder auch die Waschmaschine – hat in der Heizphase immer einen Verbrauch, den wir auch im Sommer nicht abdecken können.

Hausbesitzern sei daher geraten, gleich in eine größere Anlage zu investieren und diese mit dem gesparten Geld für den Stromankauf zu refinanzieren.

Problemlos lassen sich kleine Solargeräte mit bis zu 600 Wp potenzieller Leistung anschließen. Aber für was reicht die Energie in der Praxis aus, die ein solches Gerät in etwa liefern kann?

Unser Haushalt hat in der Regel einen gewissen Dauerverbrauch: Router, Kühlschrank, Gefriertruhe, aber eben auch Standby-Geräte. Während wir Router und Kühlschränke schlecht abschalten können, empfiehlt es sich bei Geräten mit Standby-Funktion (oder eigentlich bei allen Elektrogeräten) zu prüfen, ob sie vielleicht auch im "ausgeschalteten" Zustand Strom verbrauchen. Man nennt diesen Zustand dann Schein-Aus. Im Gegensatz zum Standby, bei dem noch Energie für echte Funktionen genutzt wird, ist dieses Schein-Aus eine besondere Verschwendung ohne direkten Nutzen.

Energiekostenmessgerät; viele Geräte können auch eingespeiste Energie messen.

(Bild: Michael Werner)

Generell lohnt es sich, im Haushalt einen Energiecheck zu machen und die Leistungsaufnahme der elektrischen Geräte zu messen. Geeignete Messgeräte gibt es für wenig Geld im Elektrofachgeschäft oder im Baumarkt, teilweise auch bei der Energieberatung zum Ausleihen. Es wird sich so der eine oder andere Stromfresser finden, den man gar nicht auf dem Schirm hatte. So können wir nebenbei unnötigen Energieverbrauch stoppen und Geld sparen.

Vom alten Radiowecker bis hin zu den gerne von Makern verbauten LED-Streifen: Nicht alles, was LEDs nutzt, ist automatisch sparsam. Gerade die populären RGB-LED Streifen sind wenig effizient, sie bringen zwischen 40 und 50 Lumen pro Watt. Weiße LED-Lampen liegen bei mehr als 100 Lumen pro Watt.

Auch die zahlreichen kleinen Gadgets im Haushalt, von der Alexa über die CO2-Ampel bis hin zum Springbrunnen im Garten sind es, die aufsummiert über 24 Stunden an sieben Tagen dann doch einen gewissen Stromverbrauch haben. Daher empfiehlt es sich, vor dem Basteln unseres Balkonsolargerätes erstmal den Verbrauch im Haushalt zu senken. Das geht häufig ohne Komfortverlust und auch ohne große Verhaltensänderung.