Review Bombing: "Overwatch 2" bekommt schlechteste Steam-Reviews aller Zeiten

Nach langer Wartezeit veröffentlicht Blizzard seinen Shooter "Overwatch 2" auf Steam. Die Quittung: 91 Prozent schlechte Nutzerbewertungen – ein Negativrekord.

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(Bild: Blizzard)

Lesezeit: 3 Min.

Blizzards Online-Shooter "Overwatch 2" ist Ziel von Review Bombing: Kurz nach der Veröffentlichung auf Steam hält der Titel dort 91 Prozent negative Nutzerbewertungen bei über 100.000 Reviews. Damit ist "Overwatch 2" das am schlechtesten bewertete Spiel auf der gesamten Plattform – auch wenn die Bewertungen mehr über die Stimmung in der Community als über die Qualität des Spiels aussagen.

"Overwatch 2" kam im vergangenen Jahr über Blizzards eigene Battle.net-Plattform auf den Markt. Dort gibt es keine Möglichkeit, User-Reviews abzugeben. Den Steam-Release hat Blizzard im Juli angekündigt. "Overwatch 2" ist der erste von mehreren geplanten Blizzard-Releases auf der Valve-Plattform.

Die Stimmung in der "Overwatch 2"-Community ist schlecht: Fans wüten in den Steam-Reviews etwa über die Preise der Kosmetik-Items, Balance-Probleme und den allgemeinen Zustand des Live-Service-Shooters. Ein interessantes Detail: Laut dem auf China spezialisierten Analysten Daniel Ahmad wurden zwei Drittel der Reviews in chinesischer Sprache angefertigt. Sie seien zu 97 Prozent negativ. In China war "Overwatch 2" zwischenzeitlich nicht spielbar, nachdem Blizzard und Netease ihre Publishing-Partnerschaft nicht verlängert hatten.

Viele Mitglieder der "Overwatch"-Community haben offenbar auf den Steam-Release gewartet, um ihrem Unmut Luft zu machen. Beim Review-Aggregator "Metacritic" hält "Overwatch 2" bereits eine Bewertung von 1,4 von möglichen zehn Punkten bei 3700 Nutzerberichten. Einige "Overwatch"-Fans haben sogar dem zuvor schlechtesten Spiel auf Steam Positiv-Wertungen gegeben, um sicherzustellen, dass "Overwatch 2" auf den letzten Platz rückt.

Review Bombing ist ein in der Spielebranche altbekanntes Phänomen, bei dem sich Gruppen von Gamern zusammenschließen, um einen Titel systematisch abzuwerten. Für Nutzer ist "Review Bombing" eine Möglichkeit, ihrem Missfallen über Entscheidungen und Vorgehen der Entwickler Ausdruck zu verleihen – zum Beispiel über private Aussagen von Entwicklern, Kopierschutzmaßnahmen oder umstrittene Release-Strategien.

Allerdings können diese koordinierten Negativ-Bewertungen für andere Nutzer irreführend sein, weil sie nicht immer in der eigentlichen Qualität eines Spiels begründet sind. Plattformen wie Steam haben daher Methoden entwickelt, solche Reviews teilweise aus den Gesamtwertungen herauszurechnen.

Für Blizzard ist es nicht der erste Kontakt mit Review Bombing: Das Strategie-Remaster "Warcraft 3 Reforged" wurde 2020 zum "schlechtesten" Spiel bei Metacritic, weil tausende User dort Negativ-Reviews abluden. Auch das in diesem Jahr erschienene Hack'n'Slay "Diablo 4" wurde bei Metacritic bereits Ziel von Review Bombing.

Blizzard hat sich im Juli dazu entschieden, seine Spiele wieder auf Steam zu veröffentlichen. "Battle.net wird auch weiterhin Priorität haben, aber wir verstehen, dass einige Spieler:innen die Option haben möchten, unsere Spiele auf Steam zu spielen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Valve, um dies zu ermöglichen", sagte Blizzard-Präsident Mike Ybarra.

(dahe)