E-Auto Skoda Citigo e iV im Test: Fit für alle Gelegenheiten?

Seite 2: Konzern-Entscheidungen

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Ebenso merkt sich das System die vorher eingestellte Rekuperationsstufe nicht, wohl aus denselben Gründen. Es stimmt, dass gleichmäßig Segeln am effizientesten ist. In der Stadt muss ich aber eben häufig langsamer werden, und obwohl die Rekuperation per Bremspedal gut funktioniert, will man als E-Fahrer doch möglichst viel mit nur einem Pedal fahren. Das neue Infotainment-System hätte die Möglichkeit geboten, beide Kritikpunkte im Rahmen der Integration abzustellen. Schade.

Das System auf der Mittelkonsole besteht aus schlichten, großen Schaltern, einem einfarbigen Bildschirm für die Temperierung und einem hochauflösenden LCD-Schirm darunter für Radio und den ganzen Rest. Als Navi kann man sein Smartphone in einen Halter hängen, hinter dem a) Kühlluft und b) Strom per USB für dieses Gerät bereitgestellt werden. Leider war Skodas dazugehörige App „Move and Fun“ zum Test kurzzeitig nicht verfügbar im App Store. Sie entspricht in Funktionsumfang und Bedienung jedoch vollständig dem VW-Äquivalent, das wir im Test des VW Up GTI besprachen. Der wichtigste Punkt der App: Sie enthält kostenlose Karten für Offline-Navigation. Ansonsten zeigt sie Fahrzeugdaten, Energieverbrauchstipps, Kontakte und Audio-Wiedergabelisten.

Skoda Citigo e iV Details (21 Bilder)

Drei Uhren und ein grobauflösender LCD-Teil in der Mitte. Die Lesbarkeit ist gut, eine Prozentanzeige für den Akku wäre trotzdem ganz schön.
(Bild: Clemens Gleich)

Den serienmäßigen Spurhalteassistent empfand ich aufgrund seiner mangelhaften Trefferrate als nutzlos. Manchmal interpretierte er gar reflektierende Bitumenstreifen als Spurmarkierungen.

Die meisten Fahrten fanden überland statt. Bei 20° bis 24° C und recht leeren Straßen maß ich bei normaler, flüssiger Fahrweise 15,7 kWh auf 100 km brutto (also inklusive Ladeverluste). Die Ladeverluste liegen im üblichen Bereich von rund 10 Prozent. Netto zeigt der Wagen dabei also 14,3 kWh an. Zum Autobahntest fuhr ich ausnahmsweise nicht die bei uns üblichen 130 km/h Richtgeschwindigkeit, weil der Höchstgeschwindigkeit des Wagens bei nur 135 km/h liegt.

Ich fuhr Tempomat 120 km/h, weil das eher die Geschwindigkeit ist, die Kunden auf der Autobahn fahren werden, wenn sie ein Stück weit kommen wollen. Dabei verbrauchte der Citigo e über zwei Drittel Autobahn und ein Drittel Landstraße 17,6 kWh (brutto) auf 100 km bei sehr günstigen 17° C Außentemperatur. Verwendet man die Abregelung bei 135 km/h als Tempomat, steigt der Verbrauch bei freier Bahn auf über 22 kWh / 100 km (brutto). Die Faustregel des Fahrdienstes von „150 km Autobahn gehen“ stimmt dann nicht mehr.

Man kann den Citigo e iV auch mit unter 12 kWh (brutto) / 100 km fahren, günstige Wetterbedingungen und etwas Hypermiler-Erfahrung vorausgesetzt. Ein Alltagswert ist das nicht, vor allem nicht für Umsteiger. Als Daumenregel können Sie von 200 km Landstraße oder 150 km Autobahn ausgehen. Im Stadtverkehr ist die Reichweite vor allem von der Temperierung abhängig, aber hier muss der Citigo wohl selten täglich an die Strippe.

Vor allem muss der Fahrer hier für die Effizienz sorgen, wo in teureren Autos schlaue Automatismen auch Einsteigern helfen. Auch die Anzeigen helfen nur sehr bedingt bei der Planung. Es gibt etwa in der Tachoeinheit keinen aufintegrierten Verbrauchswert über die gesamte Ladeetappe, es gibt ihn nur über die aktuelle Fahrt. Diesen Wert würde jedoch enorm bei der Schätzung helfen, wie weit in welcher Geschwindigkeit die Akkuladung einen noch tragen wird.

Das Konzept überzeugt trotz der nicht bearbeiteten Kritikpunkte: Ein kleiner, übersichtlicher Viersitzer mit fünf Türen, kräftiger Beschleunigung, und jetzt auch einem großen Akku für mehr Edge Cases reicht für so viele Einsatzzwecke aus, dass er für viele Kunden zum ersten E-Auto werden könnte. Vielleicht hilft er ihnen, die Freude an kleinen Autos wiederzuentdecken. Um die Häuserecken wuseln in der kleinen Hutschachtel, wie wunderbar! Die schwere Batterie gibt dem ganzen zwar eine unverkennbare Hängebauchschweinigkeit, doch der simple Eingang-E-Antrieb könnte nicht besser passen. Ich möchte immer noch einen, und welche Farbe oder Marke draufsteht, ist ziemlich egal.