Test Hyundai Tucson Hybrid: Sparsam ohne externe Aufladung

Seite 2: Fahrwerk, Assistenz, Preis

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Das frontbetonte Allradsystem HTRAC kostet beim getesteten Modell 2000 Euro Aufpreis und stammt vom Zulieferer Magna. Es steuert über eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung je nach Schlupf bis zu 50 Prozent der Antriebskraft auf die Hinterachse.

Das Ansprechverhalten der Lamellenkupplung ist über die sogenannten Terrain-Modes Schlamm, Sand und Schnee auf lose Untergründe einstellbar. Überzeugend ist auch das Fahrwerk des Tucson. Die Lenkung ist so, wie man sie sich wünscht. Sie verbindet Leichtgängigkeit mit Exaktheit und angenehmem Geradeauslauf. Dabei liegt der Tucson gut auf der Straße und macht auch auf sportlich gefahrenen Serpentinen viel Freude.

Da zahlen sich die Nordschleifenrunden aus, die Hyundai stark betont, zur Feinabstimmung des Tucson gedreht zu haben. Wie die Fahrerlegende Walter Röhrl immer sagt, ein gutes Auto musst du auf der Nordschleife abstimmen. Nur die Bremsen fühlen sich für manche gewöhnungsbedürftig schwammig an, zu wenig exakt zu dosieren. Ein Effekt, der durch das Rekuperieren kommt und bei elektrifizierten Autos öfter auftritt. Ich kam damit aber gut zurecht.

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Der Federungskomfort ist auch gelungen. Der Testwagen verfügt über das aufpreispflichtige elektronisch gesteuerte Dämpfungssystem ECS. Auch mit den großen Niederquerschnittsreifen kommen nur wenige Schläge an harten Kanten durch. Gleichzeitig ist der Tucson agiler als Audi Q3, Opel Grandland (Test) oder Peugeot 3008 (Test), die nach Außenabmessungen, Leistung und Preis seine eigentlichen Konkurrenten sind.

Grund zur Kritik gaben dagegen zum Teil die sogenannten Assistenzsysteme. Der Spurassistent greift in die Lenkung ein, wenn man auf breiten Autobahnspuren mittig geradeaus fährt. Man erhält ständig grundlose Warnungen, beide Hände am Lenkrad zu lassen. Wer verzichten will, muss aber in die Untiefen der nicht intuitiven Menüstruktur des Infotainment abtauchen, um jedes einzelne System mühsam abzuschalten. Der Lohn dafür ist gering, denn beim nächsten Motorstart sind alle Systeme wieder aktiviert. Ein Taster wie bei BMW, um alle Assistenzsystem auf einmal abzustellen, würde den Tucson im Alltag ungemein aufwerten.

Der nahezu voll ausgestattete Testwagen kostet knapp 49.000 Euro. Das ist fraglos viel Geld. Ein vergleichbar ausgestatteter Audi Q3 40 TFSI Quattro S-Tronic mit 140 kW starkem Benziner ist aber laut Liste schon etwa 9000 Euro, ein Tiguan Elegance mit gleicher Motorisierung und vergleichbarer Ausstattung immer noch 3000 Euro teurer. Ein ähnlich ausgestatteter Peugeot 3008 kostet mit Frontantrieb und mit 96 kW vergleichsweise sehr schwachem Benziner nur etwa 3000 Euro weniger.

Hyundai Tucson Hybrid AWD - außen (8 Bilder)

Mit einer Länge von 4500 mm und einem Radstand von 2680 mm schafft der Hyundai Tucson der vierten Generation eine überzeugende Raumausnutzung. Er hat mehr Platz als manche deutlich größere Fahrzeuge. Die Dachlackierung des Testwagens in kontrastierendem Schwarz kostet übrigens noch einmal 600 Euro zusätzlich zur Metallic-Lackierung. Insgesamt kostet die Lackierung des Testwagens so 1210 Euro Aufpreis. (Bild: alle Florian Pillau
)

Wer auf Allradantrieb und den ganz großen Luxus verzichten kann, bekommt bei Hyundai für unverhandelt 39.000 Euro ein vernünftig ausgestattetes Fahrzeug. Der Plug-in-Hybrid ist preislich natürlich interessant, kostet nach Abzug der Förderung etwa 3000 Euro weniger. Aber für den Alltagsgebrauch insbesondere ohne Lademöglichkeit zu Hause ist der Tucson Hybrid ein erfreuliches Auto.

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Es bleibt aber trotzdem zu befürchten, dass er aufgrund der Förderpolitik in Deutschland gegen den PHEV nur ein Nischendasein fristen wird. Insgesamt zeigt der Tucson, dass Lernkurve bei Hyundai sehr steil ist. Der Sprung gegenüber dem Vorgänger ist erstaunlich. Der Tucson der vierten Generation ist ein harmonisches SUV mit intelligentem Antrieb, niedrigem Verbrauch, hohem Komfort und überzeugendem Raumangebot.

Mit seinem beeindruckend effizientem Antrieb, großzügigem Raumangebot und gelungenem Fahrwerk bietet der Hyundai Tucson Hybrid eine überzeugende Vorstellung, die die arrivierten Platzhirsche der selbsternannten süddeutschen Premiumfraktion nervös machen sollte. Der Preis ist hoch. Preiswerter als die meisten Konkurrenten ist der Tucson aber immer noch. Privatkunden sollten trotz des Mehrpreises den Hybrid ohne Stecker in Erwägung ziehen. Im Alltag dürfte man damit effizienter unterwegs sein als mit dem Plug-in-Hybrid.

Das Auto wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt, die Benzinkosten wurden von der Redaktion übernommen.