Toyota Yaris Hybrid im Test: Das reale Drei-Liter-Auto

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Auf der Autobahn helfen adaptiver Tempomat und Mittelspurführung beim komfortablen Fahren. Weil die Stirnfläche des Yaris Hybrid aber nahezu unverändert ist, erreicht der Verbrauch keine neuen Rekorde: 6,1 Liter bei Richtgeschwindigkeit (Anzeige dabei: 133 km/h) sind okay, aber nicht sensationell. Hier gibt es keinen habhaften Fortschritt.

Das ändert sich, sobald die Abfahrt erreicht ist. Der rein elektrische Fahrbereich des Antriebsstrangs ist weitaus größer geworden. An der Kapazität der Pufferbatterie – man höre und staune, Toyota ersetzt den Nickel-Metallhydrid- durch einen Lithium-Akku – von nur 0,76 kWh allein kann das nicht liegen. Wahrscheinlich ist die Leistung (früher: 20 kW) der Pufferbatterie gewachsen, Toyota gibt hier keine Werte an. Das effizientere Thermomanagement des Dreizylinders ist der zweite Faktor, der dazu beiträgt. Er schaltet viel früher ab als zuvor: Im Schiebebetrieb ab rund 120 km/h. Und beim Beschleunigen geht es bis circa 80 km/h ohne Sprit.

Das Resultat sind Verbrauchswerte, die von keinem Konkurrenten erreicht werden. Gewollt aggressiv gefahren sind über vier Liter möglich. Wer den Yaris gleiten lässt, bekommt nach Ablauf der Kaltstartphase problemlos weniger angezeigt. Im Überlandbetrieb waren es 3,6 Liter, und falls der Verkehr in der Stadt mal rollt, blitzt sogar die 2 zeitweise auf. Das Testmittel von 5,1 Litern war das Resultat eines Autobahn-lastigen Streckenprofils, wobei das Wetter noch frühlingshaft mit einstelligen Temperaturen und die Fahrbahn zeitweise nass war.

Toyota Yaris Hybrid im Test II (3 Bilder)

Die 17-Zoll-Räder der Linie Style schränken den Abrollkomfort ein, und leider hat der Yaris zwar auf die TNGA-Plattform gewechselt, aber nicht die Mehrlenkerhinterachse des Corolla bekommen. Das Fahrwerk ist viel besser als beim Vorgänger, kommt aber nicht an den Klassenprimus Ford Fiesta heran.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Auf kurvigen Straßen zeigt sich, dass die breitere Spur und die neue Lenkung dem Yaris guttun. Der Alte fühlte sich da etwas holzig und unpräzise an. Ganz überwunden sind die Abstimmungsschwächen nicht: Die 17-Zoll-Räder des Testwagens (Ausstattungslinie Style, ab 25.090 Euro) mögen nett aussehen, rollen aber zu hart ab. Leider hat der Yaris auch nicht die Mehrlenkerhinterachse von Corolla und Prius bekommen, sondern nur eine Torsionskurbelachse. An den bekannt agilen Ford Fiesta kommt er nicht heran, er ist nur erheblich besser als der staksende alte.

Endlich bestellbar ist jetzt eine Anhängekupplung mit einer Zuglast von 450 kg zum Preis von 539 Euro. Nicht viel, aber genug für den Einachser mit den Gartenabfällen oder für die Rennjolle. Toyota vertreibt über den Zubehörkatalog auch den guten Heckfahrradträger von Uebler (652 Euro), der für zwei Räder mit bis zu je 30 kg ausgelegt ist. Also auch für die fetten Pedelecs, deren Batteriekapazität mit dem Yaris Hybrid fast gleichauf liegen. Diverse Dachträger sind ebenfalls im Angebot.

Das ist erwähnenswert, weil das bei batterieelektrischen Autos häufig nicht oder nur eingeschränkt erhältlich ist. Womit wir beim Thema wären: Die üppige Förderung ("Innovationsprämie") von 9570 Euro bringt Fahrzeuge wie den Opel Corsa-e oder sogar den VW ID.3 Pure in vergleichbare Preisregionen.

Das kommt darauf an. Käufer von Elektroautos haben sich im Regelfall für diese Antriebsart entschieden und interessieren sich nicht für Vergleiche zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Die Kraftstoffkosten des Yaris Hybrid jedenfalls sind gering, die Kfz-Steuer (beim Testwagen mit üppiger Ausstattung 97 g CO2/km nach WLTP) mit 34 Euro im Jahr niedrig und die Zuverlässigkeit legendär. Eine Degradation der Pufferbatterie tritt extrem selten auf, während Besitzer eines batterieelektrischen Autos mittel- und langfristig mit einer schrittweisen Reduzierung der in dieser Klasse ohnehin geringen Reichweite rechnen müssen.

Trotzdem werden vor allem Selbstständige und Dienstwagenberechtige (gewerbliche Zulassungen beim Yaris im Januar laut KBA: 47 Prozent) Elektroautos im Blick behalten, weil die Versteuerung des geldwerten Vorteils der Privatnutzung von einem Prozent des Bruttolistenpreises auf ein Viertel sinkt.

Ein Schnäppchen war der Toyota Yaris Hybrid nie, und auch wenn die Preise ausstattungsbereinigt kaum angestiegen sind, ist der Sparwille teuer: Die mit dem Mindestmaß des Sinnvollen ausgerüstete Linie Comfort ist ab 21.490 Euro und die empfehlenswerte Mitte namens Club ab 22.990 Euro zu haben. Dennoch darf als sicher gelten, dass rund zwei Drittel aller Yaris als Hybrid ausgeliefert werden. Das Motto: "Wenn Hybrid, dann Toyota, und wenn Toyota, dann bitte als Hybrid."

Es bleibt der starke Eindruck eines äußerst sparsamen, sicheren und soliden Autos. Der Toyota Yaris Hybrid hat einen großen Sprung nach vorne gemacht. Er ist nochmals kraftvoller und zugleich effizienter geworden. Der Kauf eines Toyotas ist für viele Privatkunden eine langfristige Investition. Mag der Preis auch hoch sein, die Dauerhaltbarkeit des Hybridantriebs zahlt sich aus. Nicht jeder hat schon Lust auf ein Elektroauto.

Der Hersteller hat den Testwagen kostenfrei zur Verfügung gestellt und überführt. Der Autor hat die Kraftstoffkosten getragen.