25 Jahre "The Matrix": Der Film mit der roten Pille​

Seite 3: Referenzen, Anspielungen und Interpretationen

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Die Wachowskis machten aus den Inspirationen für ihre Geschichte keinen Hehl: "The Matrix" ist mit Zitaten und Anspielungen gespickt. Einige sind offensichtlich, etwa direkte Bezüge auf die Alice-Bücher von Lewis Carroll und "Der Zauberer von Oz". Andere sind dezenter, etwa das bereits erwähnte Buch von Baudrillard. Fernseher im Hintergrund zeigen den Angriff der Riesenhasen aus "Rabbits" (Night of the Lepus, 1972) sowie ein Bild aus der Paranoia-Serie "Nummer 6" (The Prisoner, 1967).

Andere Sequenzen sind visuelle Zitate aus japanischen Anime-Filmen: Für die berüchtigte Lobby-Szene stand eindeutig "Ghost In The Shell" (1995) Pate; die Szene im Vorzimmer des Orakels hat Parallelen zu "Akira" (1988).

The Matrix – Anspielungen und Zitate (7 Bilder)

"Den Löffel gibt es nicht." Neo erkundet die Grenzen der Matrix.
(Bild: Warner Bros / Village Roadshow Pictures)

Einige Elemente des Films lassen Spielraum für unterschiedliche Interpretationen: Trinity und 303 können Synthesizern von Korg und Roland zugeordnet werden, aber auch aufeinander Bezug nehmen. Oder sollte der Name eine Anspielung auf die christliche Dreifaltigkeit sein, womöglich gar vertreten durch Morpheus, Neo und Trinity? Neo lebt in Appartement Nummer 101, was sich genauso gut auf das Anagramm "One" beziehen kann wie auf eine Schlüsselszene in George Orwells Roman "1984".

Schon kurz nach Erscheinen des Films begannen wilde Fan-Spekulationen über diese Anspielungen. Diskussionsforen füllten sich mit teils abenteuerlichen Theorien. Von den Wachowskis kam dabei keine Hilfestellung: Sie weigern sich bis heute standfest, ihr Werk zu erklären.

Immerhin haben sie erklärt, warum sie sich nicht erklären wollen: "Wir mussten feststellen, dass jedes Mal, wenn wir erklärten, was die Filme für uns bedeuteten, andere Personen ihre eigenen Interpretationen seltener vorbrachten." (Texttafeln der DVD-Box "Ultimate Matrix Collection")

Wortmeldungen gibt es nur, wenn Fehlinterpretationen zu sehr überhandnehmen. So wurde einmal Lilly Wachowski durch die Bearbeitung eines Interviews die Behauptung untergeschoben, der ganze Film sei eine Metapher für Transsexualität. Erst Jahre später stellte Wachowski klar, dass sich das lediglich auf die ursprüngliche Absicht bezog, die Rolle von Switch doppelt zu besetzen.

Bis heute wird "The Matrix" fleißig neu interpretiert, stets im Kontext des jeweiligen Zeitgeists. Die rote Pille – im Film ein entscheidender Schritt, um das Bewusstsein aus der maschinengenerierten Fantasiewelt zu befreien – hat sich zur bleibenden Metapher entwickelt, wobei die Deutungen allerdings weit auseinandergehen. Matrix-Fans haben viel mit Star-Wars-Fans gemeinsam, insbesondere die Kampflustigkeit.

Immer wieder führt der große Interpretationsspielraum zu Erklärungen, die selten als Interpretation gekennzeichnet sind, sondern meist als absolute Gewissheiten präsentiert werden. Diverse YouTube-Kanäle befassen sich ausschließlich mit solchen Matrix-"Erklärungen". Unterhaltsamer als die eigentlichen Videos sind meist die darunter stehenden Kommentare darüber, warum der Macher total falsch liegt.

Gelegentlich existieren auch mehrere Wahrheiten, etwa bei Zitat-Streitereien. Was ist richtig, "Waffen, 'ne Menge Waffen" oder "Waffen, jede Menge Waffen"? Sagt Smith voller Verachtung "Der Mensch ist eine Krankheit, das Krebsgeschwür dieses Planeten. Und wir bringen die Heilung" oder doch "Der Mensch ist eine Krankheit, das Geschwür dieses Planeten. Ihr seid wie die Pest, und wir sind die Heilung"? Beides stimmt: Das jeweils erste Zitat stammt aus dem Trailer, das zweite aus dem Film.